Wie ist inzwischen die politische Situation in eSwatini – und wie ist sie konkret an unseren NCPs?
Zunächst die gute Nachricht: Alle NCPs arbeiten wieder, die Regierung hat die Schließung von Schulen und NCPs aufgehoben. Auch trauen sich Kinder und Mitarbeiter:innen inzwischen wieder nach draußen – obwohl auf den Straßen nach wie vor das Militär im Einsatz ist. Und es ist unseren drei ECCE-Mitarbeiter:innen, die eigentlich für die Bildung zuständig sind, sogar gelungen, trotz der chaotischen Zustände im Land wie in jedem Jahr Winterkleidung an die Kinder an den NCPs zu verteilen: Bei Nachtfrost, Tagestemperaturen zwischen vier und höchstens 14 Grad, dazu Hütten ohne Heizung, Schlafmatten ohne Decken ist das dringend nötig! Wir sind sehr erleichtert, dass das in dieser schwierigen Zeit möglich war und die Kinder jetzt wenigstens nicht mehr frieren müssen – und wir danken allen, die das durch ihre Spenden möglich gemacht haben!
Und die politische Situation? Das Internet ist inzwischen wieder freigegeben, die Grenzen sind geöffnet. Nach – je nach Quelle – zwischen 50 und 70 Toten durch das Militär herrscht Ruhe auf den Straßen.
Da der König alle Petitionen verboten hat, hatte die Demokratiebewegung zu einer friedlichen Demonstration für ihre Forderungen aufgerufen, die aber sofort von Polizei und Militär mit Wasserwerfern und Gummigeschossen zerstreut wurde. Gleichzeitig berief der König eine Volksversammlung (Sibaya) vor seinem Schloss ein (Foto), bei der er als neuen Premierminister Chleops Dlamini ausrief – als wären nicht Ausgangspunkt der Unruhen die Petitionen der Bevölkerung gewesen, dass der Premier nicht vom König eingesetzt, sondern gewählt werden müsse!
Was die Bevölkerung noch mehr empört: Laut Verfassung darf nur ein Parlamentsabgeordneter Premierminister werden – selbst das war Chleops Dlamini nicht. Und als er vor dem Parlament eingeschworen wurde, schwor er nicht etwa dem Land, der Nation oder der Verfassung die Treue, sondern dem König, seiner Familie und seinen Nachkommen. Der Zorn in der Bevölkerung ist groß.
In Lomahasha an der östlichen Grenze zu Südafrika wurden zwei Jugendliche, die den König kritisiert hatten, von einem Polizisten erschossen. Als es daraufhin zu Protesten kam, wurde er immerhin verhaftet. An der Trauerfeier durften Parlamentsabgeordnete, die die Demokratiebewegung unterstützen, nicht teilnehmen, die Polizei fing sie mit Straßensperren ab. Aber immer mehr mutige Parlamentarier bekennen sich inzwischen zu den Forderungen nach mehr Demokratie und fordern die Bevölkerung auf, von ihren Abgeordneten zu verlangen, dass sie sich im Parlament dafür einsetzen. Der Ausgang ist offen.
Wir sind froh und dankbar, dass auch in dieser kritischen Situation die Arbeit von LITSEMBA weitergehen kann! Sie ist nötiger denn je.