Unser Aufenthalt bei LITSEMBA im März 2023

Unser Aufenthalt bei LITSEMBA im März 2023

Gerade in Hamburg gelandet, wollen wir unsere Erfahrungen und Eindrücke auf der zweiwöchigen Reise zu LITSEMBA im März 2023 mit Ihnen und euch teilen, solange sie noch frisch sind!

  • Corona erscheint in eSwatini – ähnlich wie bei uns – inzwischen fast überwunden. Die einzigen Menschen, die wir noch mit Masken erlebt haben, waren die Mitglieder unseres medizinischen Teams: Wenn man die von Patienten vollkommen überlaufenen NCPs (Kinderbetreuungshäuser) erlebt, in denen die Menschen mit allen möglichen Symptomen beim LITSEMBA Medical Team Hilfe suchen, ist das sehr nachvollziehbar und Zeichen kluger Vorsorge.
  • Beim Besuch der Kinderbetreuungshäuser waren wir wieder beeindruckt davon, was die Caregivers (ehrenamtliche Betreuerinnen) mit Hilfe unseres Bildungsteams erarbeitet hatten. Im Januar fand eine Fortbildung für die ehrenamtlichen „Teachers“ statt, und wir konnten die neu gelernten Methoden („child centered“) hautnah erleben. Die LITSEMBA-Kinder sind wunderbar auf die Schule vorbereitet – die manchmal hinter dem nächsten Bergrücken liegt und nur auf einem langen täglichen Fußmarsch zu erreichen ist. Schon jetzt legen manche Kinder zum Betreuungshaus einen Weg von über einer Stunde zurück – z.T. mit drei und vier Jahren!
  • Beinahe beschämt waren wir, als uns am NCP Vuvu mit einem Mittagessen (nur für uns!) gedankt wurde, wie es die meisten der Caregivers und die Kinder vermutlich nur zu Weihnachten bekommen: Nicht nur Maisbrei und Bohnen, sondern auch noch Spinat, Rote Bete – und Hähnchenkeulen, der absolute Luxus! (Dazu sogar noch eine versiegelte Flasche Ketchup.)
  • In fünf Communities werden als Pilotprojekt seit dem letzten Frühjahr (unser Herbst) Mais und Bohnen angebaut, um die NCPs selbst versorgen zu können. Durch die wochenlagen Starkregenfälle wird die Ernte leider geringer ausfallen als erhofft. Erfreulich ist aber, dass das World Food Programme vom Konzept so überzeugt war, dass es zugesagt hat, 27 weitere Felder zu finanzieren.
  • Noch schwieriger als beim letzten Aufenthalt im Mai war die Anfahrt zu den NCPs: Durch die wochenlangen Regenfälle waren die „dust roads“ so ausgewaschen, dass absehbar war: In ein, zwei Jahren werden die NCPs nur noch zu Fuß zu erreichen sein. (Für manche gilt das schon jetzt.) Die schweren Lebensmittelsäcke werden dann mit dem Geländefahrzeug so weit gefahren werden, wie möglich; danach werden sie mit Schubkarren weitertransportiert. Aussicht auf Ausbesserung der Straßen durch die Regierung besteht nicht.
  • Offiziell liefert das World Food Programme seit Januar wieder Mais, Bohnen und Kochöl an alle 104 LITSEMBA-Betreuungshäuser. In der Realität kommen die Nahrungsmittel aber längst nicht überall an. Das WFP übergibt die Nahrungsmittel an Zwischenlieferanten und verfolgt dann die Auslieferung nicht weiter, so dass manches verlorengeht. LITSEMBA bemüht sich, direkt liefern zu dürfen. Bis dahin müssen ergänzende Nahrungsmittel weiterhin von LITSEMBA gekauft und von unseren Mitarbeiter:innen an den NCPS ausgeliefert werden.
  • Wie bei unserem vorletzten Besuch hatten wir die Gelegenheit, ein Gespräch mit dem Leiter der Wasserbehörde von Shiselweni zu führen. Wir haben ihm den Lageplan unserer NCPs übergeben und werden nun von der Behörde die Information bekommen, welche der LITSEMBA-Kinderbetreuungshäuser so nah an einer Hauptwasserleitung liegen, dass wir von dort eine Leitung legen und einen Wasserhahn installieren könnten – statt wie bisher vom Wasser in unseren Regenwassertanks abhängig zu sein. Das wäre ein gewaltiger Fortschritt nicht nur für Essen, Trinken und Hygiene – auch Gemüse könnte so direkt an den NCPs angebaut werden, um die Kinder mit Vitaminen zu versorgen. (Den Lageplan sämtlicher NCPs finden Sie übrigens auf der Seite der Möwenweg-Stiftung, moewenweg-stiftung.de.)
  • Seit Jahren machen wir uns Gedanken zum Thema Brillen. Nie haben wir in der Region Shiselweni Menschen mit Brillen gesehen; wer nicht genug Geld für Lebensmittel hat, kann sich erst recht keine Brille leisten. (Allerdings tauchen (Fensterglas-)Brillen in der entstehenden Mittelschicht inzwischen z.T. als modisches Accessoire oder Zeichen für Wohlstand auf.) Wir hatten deswegen ein Gespräch in der einzigen Augenklinik des Landes in der Hauptstadt Mbabane, um zu klären, ob einer der fünf Augenärzte des Landes einen Tag in der Woche mit unserem medizinischen Team NCPs besuchen könnte, um dort für die ganze Community zu testen, die Brillen würden dann von uns kommen. Außerdem haben wir die Augenklinik einer anderen Hilfsorganisation im Landesteil Lumbombo besucht, wo uns der Vorschlag gemacht wurde, zwei unserer Mitarbeiter:innen zu Augentesterinnen auszubilden – sollte das klappen, wäre es einfach nur großartig!
  • Außerdem erfuhren wir dort von einem Bus zum Brustkrebs-Screening, der seit Kurzem zur Verfügung steht, um pro bono in ländliche Regionen zu fahren, wenn eine andere Organisation die Logistik klärt. Dazu wäre LITSEMBA in der Lage, auch das werden wir weiterverfolgen. Die NCPs könnte so ein Bus zwar nicht erreichen, aber er könnte evtl. an einer zentralen und zu Fuß erreichbaren Stelle gleich mehrere von LITSEMBA betreute Communities versorgen. Das wäre unglaublich!
  • Zudem erfuhren wir dort von einer Schweizer Hilfsorganisation, deren Hubschrauber Orte anfliegt, die über Straßen nicht erreichbar sind, um z.B. Lebensmittel anzuliefern. Auch hier werden wir in Kontakt bleiben.

Und zum Schluss: Wir haben einen neuen Flyer! Wer einen Flohmarkt, eine Sammelaktion, einen Spendenlauf… für LITSEMBA starten möchte, kann ihn gerne per Mail bei uns anfordern: info@moewenweg-stiftung.de.

2 Kommentare zu “Unser Aufenthalt bei LITSEMBA im März 2023

  • Sehr geehrte Frau Boie, es ist sehr beeindruckend, was Sie für die Menschen, vor allem die Kinder in eWatini leisten.
    Beim Lesen Ihres Reiseberichts vom März habe ich gesehen, dass Sie sich auch um die Menschen mit Augenproblemen kümmern.
    Ich wohne im südlichen Mosambik und bringe meinen Schwiegervater regelmäßig zu einer großen Augenklinik in Siteke. Die ist offenbar privat und sehr gut organisiert. Finanziert wohl von einer amerikanischen Hilfsorganisation. Sicher haben Sie schon davon gehört, aber da ich in ihrem Bericht nichts davon gelesen habe, erwähne ich sie. Vielleicht lohnt sich auch ein Kontakt dorthin.
    Alles Gute und herzliche Grüße
    Karl Gerhard Bornmann, Chicumbane, Mosambik

    • Lieber Herr Bornmann,

      wie unglaublich nett!

      Für mich ist Ihre Nachricht deshalb so hilfreich, weil sie bestätigt, dass die Grace Vision Clinic in Siteki (die meinen Sie sicher) tatsächlich eine gute Adresse ist. Ich habe sie bei meinem letzten Aufentahlt im März besucht, hatte ein sehr langes Gespräch mit Dr. Pons, und wir werden jetzt vermutlich kooperieren – demnächst gibt es einen Zoom mit Mitabeiter:innen der Clinic, unseres Propjekst in Nhlangano und uns in Deutschland, um die Logistik zu planen – und wir sind sehr optimistisch!

      Darum: Vielen Dank!
      Herzliche Grüße aus Hamburg
      Kirsten Boie

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