Jahresbericht LITSEMBA

Jahresbericht LITSEMBA

Dezember 2018

 

Liebe Freunde und Unterstützung unseres Projekts LITSEMBA in Swasiland,

zum Ende des Jahres möchten wir Ihnen noch einmal einen Bericht über unser Projekt LITSEMBA in eSwatini geben. (Sollten Sie sich über diesen Namen wundern: Der König hat im Sommer die aus der Kolonialzeit stammende Bezeichnung „Swasiland“ abgeschafft.) Wenigstens ein bisschen möchten wir Ihnen doch über das vergangene Jahr berichten – denn bei LITSEMBA ist viel passiert!

Endlich konnten wir eine qualifizierte Bildungsverantwortliche einstellen, die schon im März begonnen hat, die Neighbourhood Carepoints (NCPs) von reinen Kinderbetreuungshäusern für Waisen, in denen es keinerlei Materialien oder Spielzeug gab, in Vorschulen oder Kitas  umzuwandeln. Dazu wurden zehn NCPs als „Piloten“ ausgewählt. Sie bekamen umfangreiche Vorschul- und Kita-Materialien und die Caregivers, Frauen aus den Dörfern, die sich seit Jahren ehrenamtlich um die Kinder kümmern, werden jetzt direkt an ihrem jeweiligen NCP „on the job“ qualifiziert. Aber immer wieder gibt es auch unerwartet Probleme: So wurde bei einem der Unwetter, die durch den Klimawandel in eSwatini häufiger werden, das Wellblech-Dach eines der Pilot-NCPs vollständig abgedeckt. Wie engagiert diese Frauen sind, zeigte sich daran, dass sie nun die Kinder täglich auf dem Grundstück einer von ihnen betreut haben, bis das Dach repariert war. Inzwischen haben unsere Mitarbeiter schon die zweite Gruppe von zehn NCPs ausgewählt.

Auch unseren Plan, dass jedes Kind ein eigenes Buch bekommen muss, konnten wir an den Pilot-NCPs umsetzen. Die Bilderbuchanthologien, die ich vor zwei Jahren zusammengestellt hatte und die immer noch die einzigen Bilderbücher in der Landessprache siSwati sind, wurden an den Pilot NCPs an die Kinder verteilt, verbunden mit einer Einführung der Caregivers in die Arbeit mit Bilderbüchern. Für diese Frauen, die als Kinder selbst keine Kinderbücher gekannt haben, eine ganz neue Erfahrung!

Und auch die Bälle, die wir durch eine großartige Aktion einer Bloggerin für alle NCPs anschaffen konnten, sind inzwischen verteilt – und haben riesengroße Begeisterung ausgelöst! (Fußball ist in eSwatini mindestens so populär wie in Deutschland und wir staunen bei jedem Aufenthalt darüber, wie genau die Menschen über deutsche Vereine und Spieler informiert sind.)

Wir sind überzeugt: Damit es den betreuten Kindern gut gehen kann, muss es auch den Erwachsenen gut gehen, die sich um sie kümmern. Sehr glücklich sind wir daher über das Projekt der Einkommen schaffenden Maßnahmen: Schon seit vielen Jahren wird LITSEMBA von den Rotariern in der Hauptstadt Mbabane unterstützt, jetzt mit diesem Projekt, das zunächst an zehn Pilot-NCPs erprobt wurde und zurzeit auf sämtliche NCPs ausgeweitet wird. Während von den Rotariern das „Material“ zur Verfügung gestellt wird (Hühnerküken und Futter, Nähmaschinen, Saatgut), stellt LITSEMBA die Mitarbeiter für die Schulung der Frauen (auch z.B. in Buchhaltung) und die Fahrzeuge für den Transport. – Dieses Projekt ist uns auch deshalb so wichtig, weil die Caregivers sämtlich Frauen sind und ihre Stellung in der Familie und der Community dadurch, dass sie plötzlich Geld verdienen, enorm gestärkt wird – etwas, das in eSwatini dringend notwendig ist.

Außerdem konnte die Möwenweg-Stiftung zwei geländegängige und für die Straßen des Landes geeignete Fahrzeuge (Toyota Fortuner) anschaffen, die dringend benötigt wurden. Eins dieser Fahrzeuge teilen sich nun täglich die Bildungsverantwortliche und die beiden Betreuer der Einkommen schaffenden Maßnahmen nach einem komplizierten Koordinierungsplan: So sparen wir die Anschaffungs- und Betriebskosten für ein weiteres Fahrzeug.

Der Winter – etwa von Mai bis September – war in diesem Jahr ungewöhnlich kalt. Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie eisig im Bergland unserer Projektregion Shiselweni vor allem die Nächte sein können, und für die Kinder in Hütten ohne Heizung, oft auf Matten auf dem Boden und ohne Bett- oder Wolldecken, noch einmal doppelt. Daher bekommen seit 2014 in jedem Jahr etwa 400 der NCP-Kinder warme Winterkleidung. Gerade in diesem Jahr war das besonders wichtig.

Es klingt wie eine Kleinigkeit, wir freuen uns aber sehr darüber: Zum ersten Mal ist es in diesem Jahr möglich, allen über 500 LITSEMBA Caregivers, die ja die Kinder jahrelang ohne Entlohnung betreuen, zumindest ein Weihnachtsgeschenk zu machen. Einen „Christmas Hamper“, das ist ein Zehn-Liter-Einer mit fest schließendem Deckel, gefüllt mit Grundnahrungsmitteln: Mais, Reis, Salz, roten und schwarzen Bohnen, Roibostee – aber auch Keksen! Ähnlich also wie ein Präsentkorb – aber der Eimer mit Deckel wird für viele dieser Frauen vermutlich fast ebenso wichtig sein wie die Lebensmittel!

Sie erinnern sich an die Dürre und den Nahrungsmittelmangel der Jahre 2015 bis 2017 an den NCPs? Inzwischen ist unser Büro in Nhlangano in Verhandlungen mit dem World Food Programm der Vereinten Nationen, um einen festen Vertrag abzuschließen, der sämtliche NCPs dauerhaft auch für Zeiten der Nahrungsmittelknappheit absichert. In der Swazi Tageszeitung, die wir täglich online lesen, finden sich regelmäßig Berichte darüber, wie an Schulen der Unterricht ausfallen muss, weil die Kinder vor Hunger ohnmächtig werden. Die Mahlzeit in der Schule oder am NCP ist für viele Kinder die einzige des Tages und es ist uns daher ein großes Anliegen, sie zu sichern.

Glücklich sind wir auch über eine Vereinbarung mit der Organisation NATTIC, bei der es um Kindesmissbrauch geht. Kindesmissbrauch ist in eSwatini ein großes Problem und gerade Kinder, die keine Eltern oder erkrankte Eltern haben, die sich nicht im ausreichenden Maße kümmern können, sind ihm ausgesetzt. Jetzt gibt es Aufklärungsprogramme an den NCPs, außerdem melden Caregivers oder unsere Bildungsverantwortliche jeden vermuteten Fall weiter und die Kinder können von NATTIC qualifiziert betreut werden.

Sowohl unser neues Regionalbüro mit Internetzugang für die Mitarbeiter in der Distrikthauptstadt Nhlangano wie auch der Wechsel zur hoch vernetzten Dachorganisation Young Heroes im vergangenen Jahr haben sich also für unser Projekt LITSEMBA bewährt. LITSEMBA entwickelt sich! Das freut uns ungemein, macht uns aber auch noch klarer, wie groß unsere Verantwortung gemeinsam mit der Thomas-Engel-Stiftung ist. Nur mit Ihrer Unterstützung haben wir erreichen können, was bisher erreicht wurde. Dafür danken wir Ihnen sehr. Ohne Sie wäre LITSEMBA nicht möglich.

Wir wünschen Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest mit den Menschen, die Ihnen wichtig sind, und danach einen guten Start ins Jahr 2019!

Ihre

Kirsten Boie und Gerhard Grotz

Möwenweg-Stiftung    IBAN: DE10700205005020204000    BIC: BFSWDE33MUE

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