Litsemba in Zeiten von Corona

Litsemba in Zeiten von Corona

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Seit wir im März in eSwatini waren, hat sich nicht nur hier in Deutschland die Situation dramatisch verändert. Auch eSwatini ist von Corona betroffen – und das bei unendlich viel schwierigeren Voraussetzungen. (So ist knapp die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung HIV- und/oder TB-infiziert; und mehr als 60% sind unterernährt. Was bedeutet das für die Krankheit?)

Wir sind sehr froh, dass wir gerade noch rechtzeitig im Land sein konnten – wenn auch vieles, was wir dort besprochen und organisiert haben, durch die veränderte Situation nun hinfällig (oder zumindest aufgeschoben) ist.

Weil so viele Menschen daran Anteil genommen haben: Ja, die Häuser für Waisenfamilien konnten trotz allem wie geplant gebaut werden.

Nachdem Corona im benachbarten Südafrika ausgebrochen war und sich dort rasant verbreitete, war uns bei der Möwenwegstiftung klar, dass auch eSwatini unmöglich verschont bleiben konnte. Die Grenzen sind durchlässig – es benutzten mehr Menschen informelle oder sogar illegale Grenzübergänge. In einem Land, in dem all das, was wir hier zur Vorbeugung empfehlen, fast nicht umsetzbar ist – zum Händewaschen , z.B., fehlt den meisten Menschen nicht nur die Seife, sondern sogar das Wasser  – ist die Gefahr natürlich um einiges größer – zumals es keine Intensivbetten im Land gibt. Wir haben sofort Mittel für Masken, Desinfektionsmittel und Seifen für alle NCPs überwiesen. Wir hatten aber auch die Befürchtung, dass sich das Virus an unseren Neighbourhood Carepoints ausbreiten würde, wenn die medizinischen Teams dort sind – wir wissen ja aus langjähriger Erfahrung, dass sich an diesen Tagen dort unglaublich viele Menschen drängen. Einen leichtere Übertragungsmöglichkeit hätten wir dem Virus gar nicht bieten können. Wir habend daher schon Anfang März schweren Herzens beschlossen, die Besuche unseres medizinischen Teams an den NCPs auszusetzen. Allerdings sind zwei Teams vier Wochen lang nach Vorankündigung an die NCPs gefahren und haben dort die Caregivers, aber auch die Chiefs und örtlichen Autoritäten über Corona und Vorsichtsmaßnahmen informiert. In unserer Projektregion sind die Menschen von Informationen weitgehend abgeschnitten, Zeitungen habe ich dort nie gesehen, Strom für Runfunk und Fernsehen fehlen, und die Hanyds sind zum größten Teil sogenannte „dumb phones“ ohne Internetzugang. Diese Aufklärungskampagne war also dringend notwendig – und wurde auch sehr gut angenommen.

Auch die tägliche Arbeit an den NCPs haben wir eingeschränkt. An manche NCPs kommen inzwischen täglich bis zu 70 Kinder in einen Raum – der Durchschnitt ist 40 – und die Ansteckungsgefahr war uns auch hier zu groß. Allerdings ist für viele Kinder die Mahlzeit am NCP die einzige des Tages, sie wären also verhungert, hätten wir die NCPs nicht wenigstens für die tägliche Mahlzeit geöffnet. Um auch hier ein Gedränge zu vermeiden, kommen die Kinder nun in zwei Schichten.

Inzwischen hatte auch die Regierung reagiert und Ende März die Schulen schließen lassen: Auch für viele Schulkinder ist aber die Mahlzeit in der Schule die einzige des Tages. Auch diese Kinder strömten nun an unsere NCPs, um zu essen, die Nahrungsmittel gingen den NCPs schnell aus.

Nun konnten wir durch die große Spendenbereitschaft – eine Mahlzeit für ein Kind kostet für einen ganzen Monat nur 3 € – tatsächlich zunächst die Mittel für die Ernährung „unserer“ Litsemba-Kinder für einen Monat sicherstellen. Gleichzeitig haben die örtlichen Autoritäten zugesagt dafür zu sorgen, dass nur die Kinder, die an den NCPs registriert sind, auch eine Mahlzeit bekommen, da wir sämtliche Kinder der gesamten Region unmöglich ernähren können. Wir hoffen sehr, dass durch Gespräche unsere Mitarbeiter mit dem National Disaster Management vielleicht dafür gesorgt wird, dass auch die Schulkinder in den Schulen wenigstens ihre tägliche Mahlzeit erhalten.

Das ist der stand am 25.4. Wir sind im fast täglichen Telefonkontakt mit unseren Mitarbeitern vor Ort, um das Vorgehen an die sich ständig ändernde Situation anzupassen. Und Sie werden wir hier regelmäßig informieren. Ganz vielen Dank, dass sie diese Arbeit möglich machen! „Unsere“ knapp 4000 Litsemba-Kinder werden dank Ihnen  im kommenden Monat zu essen haben.

 

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