10 Jahre Möwenweg-Stiftung

Ein kleiner Rückblick …

Unser Aufenthalt bei LITSEMBA im März 2023

Gerade in Hamburg gelandet, wollen wir unsere Erfahrungen und Eindrücke auf der zweiwöchigen Reise zu LITSEMBA im März 2023 mit Ihnen und euch teilen, solange sie noch frisch sind!

  • Corona erscheint in eSwatini – ähnlich wie bei uns – inzwischen fast überwunden. Die einzigen Menschen, die wir noch mit Masken erlebt haben, waren die Mitglieder unseres medizinischen Teams: Wenn man die von Patienten vollkommen überlaufenen NCPs (Kinderbetreuungshäuser) erlebt, in denen die Menschen mit allen möglichen Symptomen beim LITSEMBA Medical Team Hilfe suchen, ist das sehr nachvollziehbar und Zeichen kluger Vorsorge.
  • Beim Besuch der Kinderbetreuungshäuser waren wir wieder beeindruckt davon, was die Caregivers (ehrenamtliche Betreuerinnen) mit Hilfe unseres Bildungsteams erarbeitet hatten. Im Januar fand eine Fortbildung für die ehrenamtlichen „Teachers“ statt, und wir konnten die neu gelernten Methoden („child centered“) hautnah erleben. Die LITSEMBA-Kinder sind wunderbar auf die Schule vorbereitet – die manchmal hinter dem nächsten Bergrücken liegt und nur auf einem langen täglichen Fußmarsch zu erreichen ist. Schon jetzt legen manche Kinder zum Betreuungshaus einen Weg von über einer Stunde zurück – z.T. mit drei und vier Jahren!
  • Beinahe beschämt waren wir, als uns am NCP Vuvu mit einem Mittagessen (nur für uns!) gedankt wurde, wie es die meisten der Caregivers und die Kinder vermutlich nur zu Weihnachten bekommen: Nicht nur Maisbrei und Bohnen, sondern auch noch Spinat, Rote Bete – und Hähnchenkeulen, der absolute Luxus! (Dazu sogar noch eine versiegelte Flasche Ketchup.)
  • In fünf Communities werden als Pilotprojekt seit dem letzten Frühjahr (unser Herbst) Mais und Bohnen angebaut, um die NCPs selbst versorgen zu können. Durch die wochenlagen Starkregenfälle wird die Ernte leider geringer ausfallen als erhofft. Erfreulich ist aber, dass das World Food Programme vom Konzept so überzeugt war, dass es zugesagt hat, 27 weitere Felder zu finanzieren.
  • Noch schwieriger als beim letzten Aufenthalt im Mai war die Anfahrt zu den NCPs: Durch die wochenlangen Regenfälle waren die „dust roads“ so ausgewaschen, dass absehbar war: In ein, zwei Jahren werden die NCPs nur noch zu Fuß zu erreichen sein. (Für manche gilt das schon jetzt.) Die schweren Lebensmittelsäcke werden dann mit dem Geländefahrzeug so weit gefahren werden, wie möglich; danach werden sie mit Schubkarren weitertransportiert. Aussicht auf Ausbesserung der Straßen durch die Regierung besteht nicht.
  • Offiziell liefert das World Food Programme seit Januar wieder Mais, Bohnen und Kochöl an alle 104 LITSEMBA-Betreuungshäuser. In der Realität kommen die Nahrungsmittel aber längst nicht überall an. Das WFP übergibt die Nahrungsmittel an Zwischenlieferanten und verfolgt dann die Auslieferung nicht weiter, so dass manches verlorengeht. LITSEMBA bemüht sich, direkt liefern zu dürfen. Bis dahin müssen ergänzende Nahrungsmittel weiterhin von LITSEMBA gekauft und von unseren Mitarbeiter:innen an den NCPS ausgeliefert werden.
  • Wie bei unserem vorletzten Besuch hatten wir die Gelegenheit, ein Gespräch mit dem Leiter der Wasserbehörde von Shiselweni zu führen. Wir haben ihm den Lageplan unserer NCPs übergeben und werden nun von der Behörde die Information bekommen, welche der LITSEMBA-Kinderbetreuungshäuser so nah an einer Hauptwasserleitung liegen, dass wir von dort eine Leitung legen und einen Wasserhahn installieren könnten – statt wie bisher vom Wasser in unseren Regenwassertanks abhängig zu sein. Das wäre ein gewaltiger Fortschritt nicht nur für Essen, Trinken und Hygiene – auch Gemüse könnte so direkt an den NCPs angebaut werden, um die Kinder mit Vitaminen zu versorgen. (Den Lageplan sämtlicher NCPs finden Sie übrigens auf der Seite der Möwenweg-Stiftung, moewenweg-stiftung.de.)
  • Seit Jahren machen wir uns Gedanken zum Thema Brillen. Nie haben wir in der Region Shiselweni Menschen mit Brillen gesehen; wer nicht genug Geld für Lebensmittel hat, kann sich erst recht keine Brille leisten. (Allerdings tauchen (Fensterglas-)Brillen in der entstehenden Mittelschicht inzwischen z.T. als modisches Accessoire oder Zeichen für Wohlstand auf.) Wir hatten deswegen ein Gespräch in der einzigen Augenklinik des Landes in der Hauptstadt Mbabane, um zu klären, ob einer der fünf Augenärzte des Landes einen Tag in der Woche mit unserem medizinischen Team NCPs besuchen könnte, um dort für die ganze Community zu testen, die Brillen würden dann von uns kommen. Außerdem haben wir die Augenklinik einer anderen Hilfsorganisation im Landesteil Lumbombo besucht, wo uns der Vorschlag gemacht wurde, zwei unserer Mitarbeiter:innen zu Augentesterinnen auszubilden – sollte das klappen, wäre es einfach nur großartig!
  • Außerdem erfuhren wir dort von einem Bus zum Brustkrebs-Screening, der seit Kurzem zur Verfügung steht, um pro bono in ländliche Regionen zu fahren, wenn eine andere Organisation die Logistik klärt. Dazu wäre LITSEMBA in der Lage, auch das werden wir weiterverfolgen. Die NCPs könnte so ein Bus zwar nicht erreichen, aber er könnte evtl. an einer zentralen und zu Fuß erreichbaren Stelle gleich mehrere von LITSEMBA betreute Communities versorgen. Das wäre unglaublich!
  • Zudem erfuhren wir dort von einer Schweizer Hilfsorganisation, deren Hubschrauber Orte anfliegt, die über Straßen nicht erreichbar sind, um z.B. Lebensmittel anzuliefern. Auch hier werden wir in Kontakt bleiben.

Und zum Schluss: Wir haben einen neuen Flyer! Wer einen Flohmarkt, eine Sammelaktion, einen Spendenlauf… für LITSEMBA starten möchte, kann ihn gerne per Mail bei uns anfordern: info@moewenweg-stiftung.de.

Riesenauszeichnung – und Riesenfreude!

Die Rotarier in Mbabane, der Hauptstadt eSwatinis, haben Kirsten Boie in Anerkennung ihrer langjährigen Arbeit für die Menschen in Shiselweni den Paul Harris Award verliehen! In ihrer Begründung heißt es:

„Carrying out community development work in a far away country is not for the faint hearted…LITSEMBA is now the most active NGO in the Shiseweni District…One that has made a great difference in the lives of a couple of thousand people thanks to your unending effort to keep the operations in Swaziland ongoing.“

Da die Urkunde wie die Medaille von Rotary International in den USA an den verleihenden Club geschickt werden, sahen die Rotarier in eSwatini allerdings keine Möglichkeit, die Auszeichnung selbst zu überreichen: Post funktioniert in eSwatini nicht, eigentlich gibt es sie nicht einmal, die Post aus den USA hätte den Club in Mbabane gar nicht erreichen können. Darum haben die Rotarier in Mbabane den Rotary Club Hamburg Steintor in Kirsten Boies Heimatstadt Hamburg mit der stellvertretenden Übergabe betraut, und am 21.6.22 wurde ihr dort im Hotel Atlantic in einer sehr anrührenden Zeremonie der Paul Harris Award feierlich überreicht.

Auch wenn auf der Urkunde Kirsten Boies Name steht: Ohne die vielen Unterstützer und Unterstützerinnen der Möwenweg-Stiftung und ihre Spenden wäre es niemals möglich gewesen, die umfangreiche und langjährige Arbeit in Shiselweni zu leisten. Darum ist der Paul Harris Award eigentlich eine Auszeichnung auch für alle Spenderinnen und Spender! Wir von der Möwenweg-Stiftung danken Ihnen und euch dafür!

Unser Aufenthalt in eSwatini im Mai 2022

 

Reisebericht Aufenthalt in eSwatini Mai 2022

 

 

Gerade sind wir von unserem ersten Aufenthalt in eSwatini seit dem Beginn der COVID-Pandemie zurückgekehrt. Wir können hier unmöglich über alles berichten – und haben daher versucht, einen chronologischen Bericht zu schreiben, der sowohl vom Projekt selbst erzählt, als auch die Umstände beschreibt, unter denen wir unsere Reise durchgeführt haben. Vielleicht ist so ein etwas besserer Einblick möglich? Auf alle Fälle: Wir sind sehr glücklich, dass endlich wieder eine Reise möglich war – ein bisschen war es wie Nachhause-Kommen!

 

Das Fahrzeug

Seit einigen Jahren fahren wir den letzten Rest der Strecke nach eSwatini vom Flughafen Johannesburg aus mit dem Mietwagen. (Ca. sieben Stunden.) Der wie immer schon von Deutschland aus gemietete Geländewagen war in Ordnung – hatte aber nicht, wie bestellt, ein Navi. Das Navi, das wir dann bekamen, hatte keine GPS-Funktion – etwas, das man in eSwatini dringend braucht, da die Gebäude außerhalb der Städte (und auch manche in den Städten) keine Adressen, nur Koordinaten haben. Erst auf der Fahrt stellten wir fest, dass das Navi außerdem defekt war – hätten wir die Strecke nicht gekannt, wir wären an den merkwürdigsten Orten gelandet, nur nicht an unserem Ziel. Außerdem wurden abenteuerliche Fahrtzeiten angegeben, bei denen wir glatt bis Kairo gekommen wären!

Was hätten unter diesen Umständen Menschen getan, die die Strecke nicht kennen und daher nicht einmal gemerkt hätten, dass sie in die Irre geleitet wurden? Ein kleines Glücksgefühl, weil wir uns so gut auskennen!

Der Grenzübergang

Für den Grenzübergang von Südafrika nach eSwatini in Mahamba haben wir diesmal zweieinhalb Stunden gebraucht. Als Erstes mussten wir auf südafrikanischer Seite unsere vollständige Impfung nachweisen. Danach konnten wir uns im Grenzgebäude in Südafrika einen Stempel in den Pass holen. An einer Schranke bekamen wir dann einen Slip mit der Autonummer und durften zum Grenzgebäude auf der Seite von eSwatini fahren. Dort an zwei Schaltern wieder Impfnachweis und Passkontrolle. Mit dem Stempel im Pass und dem Slip von der Schranke mit der Autonummer ging es nun zum nächsten Schalter, um Straßenzoll für eSwatini zu bezahlen – das ging seit diesem Aufenthalt nur noch mit Kreditkarte. Dort bekamen wir einen neuen Bestätigungsslip für unser Auto. Damit durften wir nun zur nächsten Schranke fahren, dort alles vorzeigen – und waren in eSwatini!

Der nächste Schritt: ESwatini hat ein eigenes Netz, es gibt kein Roaming. Darum muss man an der Grenze eine swasi SIM-Karte kaufen und ins Handy einsetzen. Früher ging das einfach so – seit drei Jahren muss der Kauf online registriert werden, und das war diesmal kompliziert. Ich musste (wie schon beim letzten Aufenthalt) meinen Pass vorlegen: „Which Country?“. „Germany“. Steht aber nicht im Pass! Da steht „Deutschland“ (warum um Himmels Willen steht nicht klein Germany darunter?) Deutschland gab es nicht in der MTN Liste. Ich: „Check on the Internet, Germany is Deutschland!“ Problem: An der Grenze gab es gerade keinen Internet-Zugang (!). Schließlich hielt der junge Mann mich für vertrauenswürdig und gab für die SIM-Karte „Germany“ ein. Nur: Registrieren – und hinterher freischalten! – konnte er sie immer noch nicht, da es ja kein Netz gab. Also warten, warten, warten – zwei Stunden lang. Dann gab es ein Netz, hatte ich meine Karte und konnte wenigstens telefonieren. Allerdings hatte uns das so viel Zeit gekostet, dass wir erst bei Dunkelheit (im Augenblick ab 17.30) in Nhlangano ankamen – und selbst das deutsche Außenministerium warnt dringlich vor Fahrten in der Dunkelheit wegen der vielen Fahrzeuge ohne Licht und des schlafenden Viehs auf den Straßen…. Aber wir haben es heil geschafft!

 

Die Unterkunft in Nhlangano

Unsere LITSEMBA Projektregion ist das „Bundesland“ Shiselweni, das abgelegenste und infrastrukturell am wenigsten entwickelte eSwatinis. Die Distrikthauptstadt Nhlangano, wo unser Büro liegt und von wo aus unsere einheimischen Mitarbeiter:innen (und wir) unsere Kinderbetreuungshäuser besuchen, kennt keinerlei Tourismus, darum gibt es kaum Übernachtungsmöglichkeiten. (Eigentlich nur eine.) Bisher waren wir immer problemlos in einem einfachen Gästehaus in Nhlangano untergekommen – aber schon in Deutschland hatten wir am Telefon erfahren, dass sie ausgebucht wären. (Geschäftsreisende, Hilfsorganisationen.)  Im Auto schlafen? Unser Project Coordinator fand dann doch noch eine Unterkunft für uns. Nach der Ankunft im Dunkeln der erste Schock: ein stattlicher Preis, aber wir hatten schließlich keine Wahl. Überall gesprungene Fliesen, tiefe Risse im Boden, fleckige und löcherige Bezüge (nein, das kannten wir von unserem früheren B&B in Nhlangano nicht), aber auch nicht wirklich extrem dreckig. (Eine einheimische Mitarbeiterin: „Not obviously filthy.“) Keine Heizung, trotz der Nachttemperaturen deutlich unter zehn Grad, die hatten wir aber auch nicht erwartet. – Der zweite Schock: Das versprochene WLAN gab es nicht. Der dritte Schock: Es gab kein Wasser, auch am nächsten Morgen nicht. (Kein Zähneputzen, Duschen, Toilettenspülung, Kaffee…) Wir mussten also ohne all das zu unsrem Projekt fahren. (Für den zusätzlichen Stromausfall konnte das Gästehaus natürlich nichts.) Nach einem sehr energischen Gespräch gab es am Abend Wasser. (Managerin: „From now on Iˋll check the pump!“) Sogar eine Art von WLAN: Fünf Minuten da, zwanzig Minuten nicht mehr, fünf Minuten da….. Auch dafür konnte das Gästehaus vermutlich nichts. – Der letzte Schock am Abreise-Morgen: Gezahlt werden konnte nur Cash. Und die ATMs haben ein Limit: Abgehoben werden kann nur bis zu 2000 Emalangeni (120 Euro), zahlen mussten wir ein Vielfaches. Und „Quick Money“ bei der Standard Bank, auf das die Managerin uns verwies, konnten wir nicht bekommen, weil wir dafür eine Karte der Standard Bank gebraucht hätten…. Mit mehreren Kreditkarten haben wir dann das nötige Geld aufgetrieben. Der für diese Zeit eigentlich geplante Termin allerdings musste dadurch ausfallen. – Mir ist sehr bewusst, dass den Angestellten in der Unterkunft nicht klar war, welche Probleme sie uns bereiten würden. Wasser fehlt eben immer mal, wenn man die Pumpe nicht regelmäßig kontrolliert, kein Grund zur Aufregung. Und WLAN konnte doch nicht so wichtig sein! Und die Einheimischen zahlten eben immer bar…. (Vermutlich allerdings nicht ansatzweise so viel wie wir!) Wir haben einfach unterschiedliche Erfahrungshintergründe, unterschiedliche Perspektiven und damit unterschiedliche Erwartungen. Und da sie ein Leben wie unseres nicht kennen und es sich nicht einmal vorstellen können, ist es natürlich unsere Aufgabe, die Probleme zu verstehen und zu akzeptieren; und das, ohne allzu verärgert zu sein.

 

COVID

Unsere NCPs hatten sehr früh auf die Pandemie reagiert: Zwar mussten sie in mehreren Lockdowns schließen, immer aber bekamen die Kinder – im Freien und in mehreren Gruppen nach einander – ihre tägliche Mahlzeit. (Anders als an den Schulen, die auch geschlossen hatten – und darum auch keine Mahlzeiten ausgaben. Für viele Kinder eine Katastrophe.) Außerdem besuchte unser Medical Outreach Team alle NCPs, verteilte Handdesinfektionsmittel, klärte über Hygiene-Maßnahmen auf; und eins unserer Einkommen schaffenden Projekte (dazu s.u.) nähte Masken für alle Kinder und Caregivers. – In eSwatini sind ca. 25% der Bevölkerung mindestens einmal geimpft und wir empfanden den Umgang mit Covid als sehr entspannt, trotz der fünften Welle. – Bei unserem Gespräch am ersten Abend hustete unser Project Coordinator so heftig, dass wir ihn baten, sich selbst zu testen – ausreichend Tests hatten wir mitgebracht. Er verwies darauf, dass man in eSwatini nicht an Tests glaube. („We don`t believe in testing, we believe in vaccinating.“) Sein Test – der allererste bei ihm überhaupt! – war zu unserer Freude negativ. – Bei einem Meeting mit neun einheimischen Mitarbeiter:innen in einem sehr kleinen Raum in unserem Büro in Nhlangano bestanden wir dann allerdings wieder auf einem Test – aber noch niemand von ihnen war jemals getestet worden, Selbsttests gibt es nicht, ich musste es Schritt vor Schritt vormachen. Ihnen erschien unser Ansinnen als fast schon unzumutbar, auch der Hinweis darauf, dass in Deutschland eine Zeit lang jedes Schulkind täglich getestet worden wäre, konnte sie nicht besänftigen. Als sich dann allerdings eine Krankenschwester positiv testete, waren sie alle vollkommen erschrocken, geradezu erstarrt, der Project Coordinator wollte uns alle sofort isolieren und den Raum von einem extra angeforderten Desinfektionsteam desinfizieren lassen. („Fumigating.“) – Das Beispiel zeigt: Die offiziellen Inzidenz-Zahlen für eSwatini – und vermutlich für viele andere afrikanische Länder! – sind nicht sehr aussagekräftig, wenn dort nicht getestet wird!

 

Einkommen schaffende Maßnahmen

An 67 unserer 104 Litsemba-NCPs existieren sog. Einkommen schaffende Maßnahmen – eine Art von Frauen-Kooperativen, die gemeinsam ein kleines wirtschaftliches Projekt betreiben, für das sie sich selbst entschieden haben: Nähen, Legehennenzucht, Brathähnchenzucht, Schweinezucht, Gartenbau, Produktion von Hautcreme… Die Rotarier in der Hauptstadt Mbabane haben die Materialien finanziert, LITSEMBA stellt die Logistik und einen Mitarbeiter, der die Frauen in den verschiedensten Fragen berät. (Darum existieren auch nach fünf Jahren noch 67 dieser Kooperativen – eine sehr hohe Erfolgsquote!) Bei diesem Aufenthalt haben wir ein Nähprojekt und ein Schweinezucht-Projekt angesehen. Von der von den Frauen genähten Kleidung war ich sehr beeindruckt und die „altmodische“ Schweinehaltung ist auf jeden Fall humaner als bei uns die Massentierhaltung! Am wichtigsten aber ist: Die Frauen verdienen ihr eigenes Geld und ihr Status in den Communities ist dadurch enorm gestiegen!

 

Die Straßen

Seit unserem ersten Aufenthalt in eSwatini vor über zwölf Jahren sind die Straßen immer wieder unser größtes Problem. Asphaltiert sind die Durchgangsstraßen von Südafrika nach Südafrika und von Südafrika nach Mosambik, dazu einige (wenige) in den größeren Städten. Früher konnte man auf diesen Straßen fahren wie bei uns – auch in Deutschland gibt es ja Schlaglöcher. Aber das Wort „Potholes“ bezeichnet in eSwatini leider etwas anderes… Auch auf den Asphaltstraßen, auf denen man mindestens 60, z.T. 100 km/h fahren darf, sind die Schlaglöcher, dicht an dicht, inzwischen häufig so tief, dass die Autos versuchen, ihnen auszuweichen, indem sie auf der Gegenfahrbahn fahren. Trotz Linksverkehr muss man immer wieder auf die rechte Spur, die Unfallgefahr ist groß. Kann man die Spur nicht wechseln, weil es Gegenverkehr gibt, setzt man u.U. mit dem Auto eben auf, selbst mit einem Geländewagen. – Viel, viel schlimmer ist aber inzwischen der Zustand aller anderen Straßen. Sowieso gibt es keine Wegweiser oder Ortsschilder. Man fährt nach GPS-Koordinaten. (Die unser Navi – s.o.! – leider nicht anbieten konnte!) Auch große Straßen sind in eSwatini sogenannte „dust roads“ oder „dirt roads“, und da sie nie ausgebessert werden (eigentlich Aufgabe des Staates, der braucht die Mittel aber für anderes…) , wird ihr Zustand nach jedem Regenguss über die Jahre hinweg immer katastrophaler, und aus den Schlaglöchern, die sich irgendwann zusammenfügen, werden so tiefe Rinnen, dass wir bei diesem Aufenthalt mehrfach in Sorge waren, mit dem Geländewagen seitlich umzukippen, da die rechten und linken Räder einen gigantischen Höhenunterschied aufwiesen. (Grässliches Gefühl!) Auf den Wegen zu den NCPs (Kinderbetreuungshäusern) darum (ich habe extra ständig geguckt!) auf diesen Straßen absolute, selten mögliche Höchstgeschwindigkeiten von 12 km/h, meist weniger, ständig auch Reifenpannen durch die riesigen spitzen Steine/Felsbrocken, die durch die Straßendecke ragen. Und diese Straßen müssen unsere Mitarbeiter:innen täglich bewältigen! Und wieviel Zeit, die sie für ihre eigentliche Arbeit brauchen würden, geht so verloren! – Schon seit Jahren sind viele NCPs bei und nach Regen überhaupt nicht zu erreichen, bald werden es die allermeisten sein. Und manche werden auch bald bei trockenem Wetter nicht mehr mit Fahrzeugen zu erreichen sein: Also keine medizinische Versorgung mehr, keine Nahrungsmittel-Lieferungen…. „What do you expect will be in five years time?“ habe ich gefragt. „In two years time even?“ Die Mitarbeiter:innen zucken resigniert die Achseln. Sie wissen seit Jahrzehnten, dass von Parlament und Regierung nichts zu erwarten ist. (Auch deshalb gibt es seit dem Juni 2021 heftige politische Unruhen mit bisher ca. hundert Toten, die von Militär und Polizei erschossen wurden.)

 

Das Wetter

Unsere diesjährige Reise fand im Mai statt – also gegen Ende des Herbstes auf der südlichen Halbkugel. Für eSwatini heißt das: Mittags kann es, vor allem, wenn die Sonne scheint, noch sehr warm werden, fast wie bei uns im Hochsommer. Sobald gegen 17.30 die Sonne untergeht, wird es auf einen Schlag kalt: Unter zehn Grad, z.T. bis zu 0 Grad. (Je nach Region.) Da es in den einfachen Unterkünften keine Heizung gibt, sind die Abende und Nächte eine Herausforderung! Aber das sind sie für die Einheimischen in ihren einfachen Häusern oder Hütten, oft nur mit Schlafmatten, jede Nacht. Selbst im Restaurant des Hotels in Mbabane, in dem wir für die Gespräche in der Hauptstadt abgestiegen sind, sitzen die Menschen beim Essen in dicken Winter-Boots und dicken Winterjacken.

Zudem gibt es rund ums Jahr heftige Gewitter mit Unwettern, viele Menschen kommen jedes Jahr durch Blitze ums Leben. ESwatini ist das Land der Blitzeinschläge, da es in den Bergen Eisenerz gibt.

Bei diesem Aufenthalt haben wir nur nächtliche Gewitter erlebt; auf einer früheren Reise mussten wir bei einem Wahnsinnsgewitter unsere Fahrt am einzigen Supermarkt zwischen der Hauptstadt und Nhlangano abbrechen und im Supermarkt Schutz suchen – wo dann unter dem Regen das Wellblechdach zusammenbrach und Bäche durch die Gänge strömten, während das Personal die Waren auf den Regalen zu retten versuchte… (Was so ein Unwetter für den Zustand der dust roads bedeutet, kann sich jeder ausmalen.)

Zudem ist eSwatini das Land des Nebels. Nebel wie regelmäßig in den Bergen von eSwatini haben wir nie irgendwo sonst erlebt. Er ist oft so dicht, dass man beim Autofahren die eigene Kühlerhaube nicht sehen kann. Dann muss man als Beifahrer:in bei Fahrten im Schritt-Tempo die Tür öffnen und auf den Boden sehen, um wenigstens ansatzweise Richtungsanweisungen zu geben. Davor haben wir bei jedem Aufenthalt Angst.

Aber eSwatini ist auch das Land der wunderbarsten Frühlingswochen, in denen die Blütenpracht kaum zu ertragen ist. Darum ist es gut, dass wir in der Regel knapp zweimal im Jahr und zu unterschiedlichen Jahreszeiten im Land sind!

 

Family Homes

Auch bei diesem Aufenthalt haben wir wieder eine Baustelle besichtigt, wo Community Members ein Haus für eine Waisenfamilie bauen. Seit mehreren Jahren gibt es bei LITSEMBA dieses Projekt, bei dem der Verein „Hunde helfen Kindern“ das Geld dafür sammelt, um Häuser für Waisenfamilien zu bauen, deren Hütten in einem unsäglichen Zustand sind. Die Communities melden diese Familien an LITSEMBA, LITSEMBA überprüft, wer so ein Family Home bekommen soll und organisiert dann die gesamte Logistik für den Bau: Gespräche mit dem Chief, der den Bauplatz zur Verfügung stellt (eSwatini hat eine Art Feudalsystem), Anschaffung der Materialien, Transport zum Bauplatz, einen professionellen Builder; die Community stellt die ehrenamtlichen Arbeitskräfte. Diesmal ging es um eine Familie von drei Jungen, der älteste gerade 14 Jahre alt. Die Mutter war tot, der Vater in Südafrika. Und ihre jetzige Hütte war wirklich in einem unbeschreiblichen Zustand. Das neue Family Home (Gasbeton, Wellblechdach) war schon so weit gediehen, dass es, nach Aussagen des Builders, in zwei Wochen fertig sein wird. Wir bewundern immer wieder den Einsatz der Mitglieder der Community!

 

Bau von NCPs (Kinderbetreuungshäusern)

Immer wieder wird LITSEMBA von anderen Organisationen gebeten, ihre NCPs zu übernehmen, weil sie selbst entweder die Arbeit oder die Finanzen nicht mehr stemmen können – jetzt gerade haben wir zugestimmt, drei NCPs der eigentlich sehr anspruchsvollen Organisation SHAMBA zu übernehmen (was wäre sonst aus den Kindern geworden?), so dass LITSEMBA jetzt 104 NCPs betreibt. Nicht alle NCPs haben auch ein Gebäude: An einigen wenigen betreuen und bekochen die Ehrenamtlichen die Kinder auch im Freien. An dem „NCP under construction“, den wir bei diesem Aufenthalt besucht haben, sind das 53 Kinder! Immer wieder sind wir beschämt vom Dank der Community Elders, die uns erwarten und die Bedeutung der NCPs (Betreuung, Nahrung, medizinische Versorgung) für die Community betonen.

 

 

Geburtsurkunden

Auch bei diesem Aufenthalt mussten wir wieder über Geburtsurkunden sprechen. Viele Kinder werden bei ihrer Geburt nicht registriert, weil das Geld fehlt (ca. 3 Euro) und haben deshalb keine Geburtsurkunde. Ohne die können sie aber nicht eingeschult werden. Daher bemüht sich unser LITSEMBA-Team darum, für sie noch vor der Einschulung Geburtsurkunden zu beschaffen. (Im April: acht Geburtsurkunden.) Das ist aber schwierig, da Belege für die Existenz des Kindes, für die Identität der Eltern, für Geburtsort und- datum vorgelegt werden müssen. Ich habe darum gefragt, was passiert, wenn das nicht möglich ist. (Wie leider immer mal wieder.) Unsere Bildungsverantwortliche Lizzy: „These children will never go to school.“ Was das für ihr Leben bedeutet, ist klar.

Nahrung

Die drängendste offene Frage bei unserem Aufenthalt im Mai in eSwatini: Wie können wir die Nahrungsmittelversorgung der 3000 LITSEMBA-Kinder sichern? Bisher kamen die Nahrungsmittel für unsere inzwischen 104 NCPs (mit Unterbrechungen) vom World Food Programme, dem Ernährungsprogramme der Vereinten Nationen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sieht sich das WFP dazu außerstande. Maismehl, Bohnen und Kochöl (die Basisversorgung) müssen nun zusätzlich zu allem anderen auch noch von Möwenweg-Stiftung und Thomas-Engel-Stiftung finanziert werden: Bei den derzeitigen Getreide- und Ölpreisen monatlich umgerechnet 12 000 €. Dabei müssen wir natürlich davon ausgehen, dass die Preise noch steigen werden – was zurzeit auf dem Markt ist, ist ja die Ernte des letzten Jahres; die Ernte dieses Jahres wird in der Ukraine aber massiv zurückgehen, die Ausfuhr ist zudem extrem schwierig, die Kosten werden steigen. Daher planen wir gemeinsam mit der Kindernothilfe ein nachhaltigeres Versorgungskonzept, bei dem die Communities selbst die Nahrungsmittel für die NCPs anbauen und von uns dafür Saatgut und Dünger bekommen. Beginnen soll das an 10 Pilot-NCPs. – Wir halten das für einen anspruchsvollen Plan – aber immerhin arbeiten die mehr als 500 Caregivers, die die Kinder betreuen, auch schon seit vielen Jahren ehrenamtlich, ebenso werden Family Homes und NCPs von der community ehrenamtlich gebaut. Diese Art der gegenseitigen Unterstützung gehört zur traditionellen Kultur in eSwatini. Also sind wir optimistisch!

 

Litsemba bleibt trotz Corona aktiv!

November 2021


Liebe Freundinnen und Freunde der Möwenweg-Stiftung,

immer wieder sind wir sehr berührt von all dem Zuspruch und den kleinen und großen Spenden, die uns erreichen. Die Ideen sind einfach so wunderbar und vielfältig: Ob Geburts-tagsspende, Gemeindekollekte, Spendenläufe an Schulen, das kleine Taschengeld oder auch die Spenden statt Blumen im Andenken an liebe Angehörige – wir sind sehr dankbar für all diese Unterstützung, denn sie erhält das Projekt LITSEMBA in eSwatini in dieser noch immer schwierigen Zeit am Leben.

Und sie spiegelt wider, wieviel Vertrauen uns und der Arbeit des LITSEMBA-Teams vor Ort entgegengebracht wird. So schrieb uns kürzlich eine langjährige Unterstützerin:

„Schon seit Langem spende ich für die Möwenweg-Stiftung, weil ich da die Gewissheit habe, dass meine Spende auch wirklich ankommt, wohin sie gehen soll. Meinen Enkelkindern überweise ich regelmäßig einen Betrag – und die 3000 LITSEMBA-Kinder habe ich nun einfach alle zusammen als drittes Enkelkind dazu adoptiert und überweise auch für sie!“

Inzwischen werden die LITSEMBA-Kinder an 101 Kinderbetreuungshäusern (NCPs) betreut, ernährt und medizinisch versorgt. Zahlreiche Fotos und Informationen zu den einzelnen NCPs haben wir auf unserer Website in einer interaktiven Karte online gestellt. Insgesamt sind dort 505 Ehrenamtliche im Einsatz. Im Oktober haben alle eine Kittelschürze mit LITSEMBA-Logo erhalten. Für die Frauen, die alle unterhalb der Armutsgrenze leben, sind sie nicht nur ein hilfreiches Kleidungsstück, sondern zugleich ein Zeichen der Wertschätzung. Wir sind unendlich dankbar für ihr Engagement!

In den vergangenen Wochen haben diese Ehrenamtlichen ca. 1.000 Kinder begleitet, die nun in die Schule kommen. Unsere einheimischen Bildungsverantwortlichen haben pädagogische Materialien entwickelt, um diese älteren Kinder bestmöglich auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten.

Und sie schulen die Ehrenamtlichen im Vorlesen und Umgang mit Büchern. Denn auch weiterhin bekommen alle LITSEMBA-Kinder im Rahmen unseres Projekts BOOK CRAZY zum Schulstart zwei Bilderbuchanthologien in der Landessprache siSwati. Um in die Schule gehen zu dürfen, müssen die Kinder eine Geburtsurkunde besitzen. Diese zu beschaffen, kostet allerdings Geld, und das ist für viele Mütter zu teuer. LITSEMBA übernimmt die Beschaffung und die Kosten, damit alle Kinder zur Schule gehen können.

Für die Zukunft wünschen wir uns für jedes unserer Betreuungshäuser ein Bücherregal voller Bilderbücher. Und eine große Spielzeugkiste. Denn an jedem NCP sind bislang erst drei Puppen und ein Ball vorhanden. Die Puppen hat eine Frauenkooperative genäht, von der wir bereits berichtet haben. Die Bälle konnten wir mit einer Spende der Initiative „Children for a better World“ anschaffen. Unser besonderer Dank gilt der Kinderjury! Die Freude der Kinder beim Ballspiel zeigen die kleinen Videos, die bei uns auf Facebook und Instagram zu finden sind. Wir freuen uns dort über Likes und neue Follower unter @moewenwegstiftung.

Erfreulicherweise wird die medizinische Versorgung vor Ort, die unsere Medical Teams übernehmen, auch weiterhin sehr gut angenommen. Darüber hinaus verfügt jeder NCP nun über ein Wasserbecken mit Seife. Und, darüber sind wir ganz besonders glücklich: Die HIV-Testungen zeigen deutlich niedrigere Infektionszahlen als noch vor einigen Jahren.

Ein kleiner Ausblick auf das nächste Jahr darf hier nicht fehlen, denn in den vergangenen Monaten haben wir uns neben allen drängenden Fragen eines weiteren Themas angenommen, das uns schon lange am Herzen liegt: Brillen für eSwatini!

Nie haben wir bei unseren Besuchen im Projektgebiet jemanden mit Brille gesehen. Die Sehhilfen, die für uns ganz selbstverständlich sind, gibt es dort einfach nicht. Das wollen wir ändern und haben recherchiert und Unterstützung gefunden: Der Verein EinDollarBrille e. V. berät uns und versorgt uns mit Materialien, die uns ermöglichen werden, unser Ziel weiterzuverfolgen. Eine Kooperationsvereinbarung mit dem Verein aus Erlangen ist unterzeichnet, die ersten Gespräche zu konkreten Planungen mit unseren Partnern in eSwatini finden im Dezember statt. Wir halten Sie und euch auf dem Laufenden…

Die Herausforderungen bleiben angesichts der andauernden Pandemie und der besonderen politischen und gesellschaftlichen Situation im Land jedoch sehr groß. Wir wissen oftmals heute nicht, wo morgen dringend Hilfe benötigt wird. Der ständige Austausch mit unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort ermöglicht uns, dann schnell zu reagieren und Lösungen zu finden. Wir vermissen die Reisen ins Land sehr, die hoffentlich bald wieder möglich sein werden. Bis dahin bleiben wir über Telefonate, Videocalls und Messengerdienste in Kontakt und berichten gerne von aktuellen Neuigkeiten.

Gemeinsam mit Ihnen und euch wird es auch in Zukunft gelingen, die Kinder im LITSEMBA-Projekt an den NCPs bestmöglich zu begleiten, sie mit Nahrung zu versorgen, eine gute pädagogische und medizinische Betreuung zu ermöglichen und ihnen Momente zu schenken, die wir jedem Kind auf dieser Welt wünschen.

Wir sagen – auch im Namen des gesamten Teams in eSwatini – von Herzen DANKE!

DANKE für Ihre und eure Spenden, DANKE für die Anteilnahme an unserer Arbeit und die Weiterempfehlung unserer Stiftung! Dürfen wir weiterhin auf Sie und euch zählen?

Wir hoffen es sehr und wünschen allen eine gute und besinnliche Adventszeit!

Herzliche Grüße aus der Möwenweg-Stiftung

Ihre & eure

Kirsten Boie und Gerhard Grotz

PS: Aktuelle Informationen aus der Möwenweg-Stiftung zukünftig digital erhalten? Dann freuen wir uns über eine Nachricht mit dem Betreff „Newsletter“ per E-Mail an info@moewenweg-stiftung.de.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Möwenweg-Stiftung | Landshuter Allee 11 | 80637 München

Kontakt: info@moewenweg-stiftung.de | Website: www.moewenweg-stiftung.de

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eSwatini und LITSEMBA nach den Unruhen

Wie ist inzwischen die politische Situation in eSwatini – und wie ist sie konkret an unseren NCPs?

Zunächst die gute Nachricht: Alle NCPs arbeiten wieder, die Regierung hat die Schließung von Schulen und NCPs aufgehoben. Auch trauen sich Kinder und Mitarbeiter:innen inzwischen wieder nach draußen – obwohl auf den Straßen nach wie vor das Militär im Einsatz ist. Und es ist unseren drei ECCE-Mitarbeiter:innen, die eigentlich für die Bildung zuständig sind, sogar gelungen, trotz der chaotischen Zustände im Land wie in jedem Jahr Winterkleidung an die Kinder an den NCPs zu verteilen: Bei Nachtfrost, Tagestemperaturen zwischen vier und höchstens 14 Grad, dazu Hütten ohne Heizung, Schlafmatten ohne Decken ist das dringend nötig! Wir sind sehr erleichtert, dass das in dieser schwierigen Zeit möglich war und die Kinder jetzt wenigstens nicht mehr frieren müssen – und wir danken allen, die das durch ihre Spenden möglich gemacht haben!

Und die politische Situation? Das Internet ist inzwischen wieder freigegeben, die Grenzen sind geöffnet. Nach – je nach Quelle – zwischen 50 und 70 Toten durch das Militär herrscht Ruhe auf den Straßen.

Da der König alle Petitionen verboten hat, hatte die Demokratiebewegung zu einer friedlichen Demonstration für ihre Forderungen aufgerufen, die aber sofort von Polizei und Militär mit Wasserwerfern und Gummigeschossen zerstreut wurde. Gleichzeitig berief der König eine Volksversammlung (Sibaya) vor seinem Schloss ein (Foto), bei der er als neuen Premierminister Chleops Dlamini ausrief – als wären nicht Ausgangspunkt der Unruhen die Petitionen der Bevölkerung gewesen, dass der Premier nicht vom König eingesetzt, sondern gewählt werden müsse!

Was die Bevölkerung noch mehr empört: Laut Verfassung darf nur ein Parlamentsabgeordneter Premierminister werden – selbst das war Chleops Dlamini nicht. Und als er vor dem Parlament eingeschworen wurde, schwor er nicht etwa dem Land, der Nation oder der Verfassung die Treue, sondern dem König, seiner Familie und seinen Nachkommen. Der Zorn in der Bevölkerung ist groß.

In Lomahasha an der östlichen Grenze zu Südafrika wurden zwei Jugendliche, die den König kritisiert hatten, von einem Polizisten erschossen. Als es daraufhin zu Protesten kam, wurde er immerhin verhaftet. An der Trauerfeier durften Parlamentsabgeordnete, die die Demokratiebewegung unterstützen, nicht teilnehmen, die Polizei fing sie mit Straßensperren ab. Aber immer mehr mutige Parlamentarier bekennen sich inzwischen zu den Forderungen nach mehr Demokratie und fordern die Bevölkerung auf, von ihren Abgeordneten zu verlangen, dass sie sich im Parlament dafür einsetzen. Der Ausgang ist offen.

Wir sind froh und dankbar, dass auch in dieser kritischen Situation die Arbeit von LITSEMBA weitergehen kann! Sie ist nötiger denn je.

Unruhen in eSwatini

Heute, 8.7.21, soll es hier einmal nur um die akut dramatische Situation in eSwatini gehen, die LITSEMBA massiv betrifft. Vielleicht haben Sie, habt ihr ja auch in den Medien schon davon erfahren.

ESwatini ist eine absolute Monarchie. Alle politischen Ämter werden vom König besetzt, der selbst über dem Gesetz steht. Seit 1973 sind auch politische Parteien verboten. Der König ist unermesslich reich, führt mit seinen fünfzehn Frauen und der Familie ein ausschweifendes Leben (wir begegnen bei unseren Aufenthalten immer wieder den BMWs, SUVs, Mercedes von Prinzen und Prinzessinnen, zu erkennen an den goldenen Nummernschildern).

Nachdem vor einigen Wochen ein Student vermutlich von der Polizei erschossen worden war und der Premierminister bei seiner Trauerfeier hatte Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschosse gegen die Trauernden einsetzen lassen, begannen vor knapp vier Wochen die Menschen, Petitionen einzureichen – mit der Forderung, dass der Premierminister nicht mehr vom König eingesetzt, sondern vom Volk gewählt werden sollte.

Daraufhin verbot der König Petitionen. Nun kam es zu Unruhen auf den Straßen, der König als Oberbefehlshaber der Armee ließ Soldaten auf Zivilisten schießen – die Rede ist (selbst in der regierungsnahen Tageszeitung) von Dutzenden Toten und Hunderten, die in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten (deren Zustand wir uns hier nicht vorstellen möchten.) Es gab überall Straßensperren. Die Unruhen nahmen weiter zu, es kam zu Angriffen auf Gebäude, Betriebe, etc. von denen man annahm, sie gehörten der königlichen Familie. Aber auch Supermärkte wurden geplündert (das hat in einem Land, in dem zwei Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben und sonst kaum je in einem Supermarkt einkaufen könnten, natürlich eine andere Bedeutung als bei uns), auch ein Bettengeschäft in „unserer“ Distrikthauptstadt Nhlangano. (Auch hier: Bei Menschen, die sich keine Betten oder Matratzen leisten können, ist das sicher anders zu bewerten bei uns.) Viele Gebäude dort wurden auch angezündet. Wir kennen die genannten Geschäfte und Gebäudekomplexe alle. Die Vorstellung ist erschreckend.

Vor zwei Tagen berichtete eine der beides Tageszeitungen des Landes, das Militär habe erklärt, es hätte das Land inzwischen übernommen: „We have taken over“. In derselben Ausgabe wird ein Interview zitiert, das die ICT-Ministerin (und älteste Tochter des Königs) der BBC gegeben hatte (dort noch immer anzuhören) und in dem sie sagt, die Soldaten auf den Straßen wären gar keine Soldaten, sondern verkleidete Söldner, die von anderen Ländern geschickt worden wären, um Menschen zu töten, dann die Fotos in den sozialen Medien zu veröffentlichen und so das Land zu destabilisieren. (Welchem Artikel man glauben will, bleibt jedem selbst überlassen.)

Das Internet wurde gesperrt, alle Grenzen geschlossen. Ab und zu bekommen wir kurze WhatsApps von unseren MitarbeiterInnen, wenn das Netz kurzzeitig freigegeben wird. Offenbar ist es seit ein paar Tagen ruhiger auf den Straßen, aber überall ist Militär zu sehen. Es dringt in die Häuser ein und überprüft, ob die Menschen Quittungen für Lebensmittel, etc. vorlegen können. Sonst werden sie, weil Plünderungen vermutet werden, festgenommen.  Fotos oder Informationen zu verschicken ist verboten. Es herrscht große Angst.

Die amerikanische Botschaft bestätigte, dass auf eins ihrer Fahrzeuge von Soldaten geschossen und dass es auch getroffen worden wäre. Dreizehn Marines wurden gestern zum zusätzlichen Schutz der Botschaft angefordert.

Die Regierung hat Schulen und NCPs geschlossen. Unsere LITSEMBA-Kinder bekommen daher zurzeit nicht mal mehr eine Mahlzeit – etwas, das wir sogar während das COVID-Lockdowns hatten gewährleiten können.

Die Fenster des LITSEMBA-Büros in Nhlangano sowie eines Fahrzeugs wurden eingeschlagen (unser Project Coordinator wurde von Anwohnern informiert), aber noch trauen sich die MitarbeiterInnen nicht dorthin, um zu prüfen, was gestohlen oder zerstört wurde.

Vorgestern haben die Vereinten Nationen beschlossen, dass ihre Menschenrechtskommission überprüfen soll, was im Land passiert.

Wir vermuten, dass in einigen Tagen oberflächlich wieder Ruhe einkehren und alles scheinbar weitergehen wird wie vor den Unruhen. Allerdings hat die Bevölkerung inzwischen erfahren, wozu König und Regierung fähig und bereit sind. In einem kleinen Land wie eSwatini (1,1 Mio) kennt vermutlich jeder irgendwen, der von militärischer Willkür betroffen war. Insofern hat sich ganz sicher die Situation grundlegend geändert. Schwer vorstellbar, dass nicht irgendwann zumindest Minimalzugeständnisse gemacht werden müssen. Oder dass die Unruhen immer wieder aufflammen.

Was das für LITSEMBA bedeutet? Wir werden vermutlich eher mehr gefordert sein als bisher. Was an technischer Ausstattung, etc. ersetzt werden muss, werden wir erst in einigen Tagen wissen. Auch, ob angesichts des Hungers, von dem immer wieder die Rede ist, evtl. NCPs geplündert und Maismehl oder auch Materialien gestohlen wurden. Wir hoffen sehr, dass unsere MitarbeiterInnen sich bald wieder auf die Straße trauen und uns dann informieren können – sobald das wieder erlaubt ist.

Bleiben Sie bei uns! Die Menschen in eSwatini brauchen uns jetzt mehr denn je.

 

Neuigkeiten von LITSEMBA in der Corona-Zeit

Endlich wieder einmal ausführlichere Neuigkeiten über unser Projekt LITSEMBA in eSwatini! Sonst haben wir um diese Zeit des Jahres traditionell von unserem Frühlings-Aufenthalt im Land berichten können – aber während der Pandemie konnten wir wegen des Lockdowns (auch in eSwatini) zuletzt im Februar im Land sein. Per Mail, Videokonferenzen und WhatsApp haben wir aber den Kontakt gehalten – manchmal fast täglich. Und bei allen Schwierigkeiten: Wir können auch sehr viel Positives berichten! Und wir danken Ihnen sehr, dass Sie uns auch im vergangenen schwierigen Jahr weiterhin unterstützt haben – z.T. sogar mit monatlichen Daueraufträgen. Nur so war die Arbeit an den NCPs möglich!

  • Seit März 2020 sind in eSwatini die Schulen geschlossen; diese Vorschrift galt auch für unsere NCPs. Trotzdem wurde während des ganzen Jahres einmal täglich eine warme Mahlzeit an die LITSEMBA-Kinder ausgegeben; wegen der Corona-Vorsichtsmaßnahmen immer nur in Zehnergruppen, die nacheinander an den NCP kamen – und das sogar vier Monate lang, als das World Food Programme die Nahrungsmittel-Lieferungen eingestellt hatte. Das war für die 3000 Kinder nur dank Ihrer großen finanziellen Unterstützung möglich!
  • Am 29.3. dürfen Schulen (und unsere NCPs!) wieder öffnen: Vorschulunterricht wird bei LITSEMBA allerdings nur für Gruppen von höchstens 20 Kindern stattfinden. Sollte es an einem NCP mehr Kinder geben (und das ist an den allermeisten der Fall!) gibt es wegen der Beschränkung von Gruppengrößen den Unterricht nur für die Kinder, die im nächsten Jahr in die Schule kommen.
  • In mehreren Communities haben die Dorfbewohner Schaukeln an den NCPs aufgestellt – die Mittel dafür kamen von der Möwenweg-Stiftung, die Arbeit leisteten die Menschen ehrenamtlich. Das ist unser Prinzip bei LITSEMBA: Auch die NCPs und Häuser für Waisenfamilien werden so gebaut. So arbeiten wir gemeinsam – und es gibt keine ausschließliche Abhängigkeit von unseren Spenden, sondern die Menschen werden selbst für ihre Dörfer aktiv. Hilfe zur Selbsthilfe – das funktioniert ganz wunderbar.
  • Das World Food Programme hat in Aussicht gestellt, unsere NCPs ab April wieder mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Voraussetzung ist, dass alle Kinder offiziell angemeldet sind und es so einen genauen Überblick darüber gibt, wie viele Kinder an jedem NCP an der Mahlzeit teilnehmen. Das macht Sinn, und das halten wir bei LITSEMBA schon immer so!
  • Während des gesamten Jahres hat unser medizinisches Team die Communities regelmäßig über Corona-Maßnahmen informiert, unglaublich wichtig in einer Region wie Shiselweni, wo die Menschen keinen Strom und damit nur schwer Zugang zu Nachrichten über Rundfunk, Fernsehen, Internet haben. Es wurde mehrfach auch Seife für die Betreuungshäuser und für die Familien verteilt.
  • Die sogenannten „Einkommen schaffenden Maßnahmen“, für die die ehrenamtlichen Betreuerinnen von LITSEMBA die für den Anfang notwendigen finanziellen Mittel, eine kleine Ausbildung und eine Einführung in die Buchhaltung wie auch anschließende Betreuung und Hilfestellungen von einem unserer fest angestellten Mitarbeiter erhalten, konnten das ganze Jahr über weiterlaufen. Es handelt sich um Nähprojekte, Hühnerzucht, Schweinezucht, Gartenbau. Eine Gruppe von Frauen aus dem Nähprojekt hat Masken für die Kinder und die Betreuerinnen genäht, darüber hinaus aber auch zum freien Verkauf.
  • Die Federal National Bank of Swaziland wird ein Jahr lang zwölf Waisenfamilien (child headed families, die ohne einen betreuenden Erwachsenen leben) mit Lebensmitteln unterstützen. LITSEMBA hat die Auswahl der Familien, die Organisation und die Logistik übernommen.
  • In eSwatini haben die ersten Impfungen gegen Covid 19 begonnen. Es gibt allerdings nur geringe Mengen an Impfstoff und die Logistik ist wegen der vielerorts fehlenden notwendigen Kühlung für die Vakcine äußerst schwierig.

Natürlich gibt es auch ernstere Nachrichten:

  • Zwei LITSEMBA-Krankenschwestern erkrankten Anfang des Jahres an Covid 19, eine von ihnen musste ins Krankenhaus. Inzwischen geht es beiden wieder gut.
  • Bisher wurden Anfang des Jahres 144 Kinder ermittelt (das ist aber nur die Spitze des Eisbergs!), die keine Geburtsurkunde besitzen – ein großes Problem in eSwatini, da die Urkunde gleich nach der Geburt für die Menschen zu viel kostet und sie ihre Kinder daher nicht registrieren lassen. Geburtsurkunden sind aber nötig für die Registrierung in einer Schule und für die medizinische Versorgung an den staatlichen Clinics. LITSEMBA bemüht sich jetzt, Urkunden für diese Kinder zu besorgen. Was nicht ganz einfach ist, eigentlich braucht man dafür ja die Eltern…
  • Unser medizinisches Team berichtet, dass sehr viele Kinder an Hautkrankheiten und Wurmerkrankungen leiden, da sie im vergangenen Jahr während des Lockdowns nicht schnell genug versorgt werden konnten. Nun beginnt unser Team mit der Behandlung und der Ausgabe von Medikamenten.
  • Im Januar verwüstete der Zyklon Eloise mit erschreckendem Hochwasser, großflächigen Überschwemmungen und Erdrutschen große Teile eSwatinis. Brücken wurden weggerissen, Straßen sind nicht mehr befahrbar, der öffentliche Nahverkehr ist zusammengebrochen, so dass Clinics nicht mehr erreicht werden können, auch viele unserer NCPs können nur noch über große Umwege angefahren werden. 14 der LITSEMBA-NCPs wurden zerstört, zumeist wurden die Dächer abgedeckt, manchmal auch die Mauern weggeschwemmt. Jetzt beginnen die Wiederaufbau-Arbeiten, das erfordert wieder große Mengen von Mitteln, die im Jahres-Budget nicht eingeplant waren. Dabei werden die landestypisch offenen Küchen jetzt als geschlossene gebaut, um den inzwischen häufigen Stürmen weniger Angriffsfläche zu bieten.
  • Und zuletzt: Das gesamt Dorf Mhhohlotane wird umgesiedelt, um Platz für einen Stausee zu machen. Umziehen muss daher auch der LITSEMBA NCP. Der Chief (Dorfälteste) hat allerdings schon Land dafür zugesagt.

Soweit in aller Kürze. Wir danken Ihnen sehr, dass Sie auch in dieser ja auch für uns alle schwierigen Zeit nicht nachgelassen haben mit Ihrer Unterstützung. Das hätten wir vor einem Jahr nicht geglaubt! Nur Dank Ihrer Hilfe konnten und können die 3000 LITSEMBA-Kinder weiterhin versorgt und betreut, Nahrungsmittel beschafft und zerstörte NCPs wiederaufgebaut werden.

Wenn Sie regelmäßigere Informationen als hier auf dieser Seite wünschen, gehen Sie doch bitte auch auf unsere Seiten bei Facebook und Instagram. Dort posten wir jede Woche mehrmals neue Fotos und aktuelle Nachrichten zu LITSEMBA und zu eSwatini überhaupt.

Ihnen allen herzlichen Dank – und bleiben Sie gesund!

Das gesamte Team von LITSEMBA in eSwatini und das Team der Möwenwegstiftung in Deutschland

Why is support of THOMAS ENGEL and Moewenweg Foundations important for the children in Eswatini?

Hier kommt ein Brief des Direktors unserer LITSEMBA-Dachorganisation „Young Heroes“. Er enthält viele informative Zahlen. (Den ersten peinlichen Absatz könnt ihr ja einfach überlesen! :-)

„I am Khulekani Magongo, the Executive Director for Young Heroes in the Kingdom of Eswatini (formerly Swaziland). I had the pleasure of meeting Ernst Engel and Kirsten Boie in 2017, two selfless individuals who work hard to give so generously to the orphans and children (OVC) of Eswatini.

 

Young Heroes is very grateful to have partnered with the Thomas Engel Foundation and the Moewenweg Foundation in the implementation of the Litsemba project. Litsemba, which means “hope” is a project that reaches out to about 3,000 orphans and vulnerable children (ages 0 – 8) with life saving health care, shelter, early childhood care and education, and provides access to food in hard to reach areas in the Shiselweni region. These foundations further join forces to provide clothing, food, shelter, and housing for the OVC.

 

Having reached a world record HIV prevalence rate estimated at 27.72% (Swaziland HIV Incidence Measurement Survey 2; 2016-2017), Eswatini battles with a population of orphans and vulnerable children mostly left under the care of unemployed and very old grandparents. Framed within a differentiated care approach, the Litsemba project aims at improving access to health, education, child protection, and household economic strengthening services of the most vulnerable children. This partnership further contributes towards the development of self-sustainable communities through economic strengthening and vocational skills initiatives. It also recognizes the unique role played by families and communities, the changing dynamics of the HIV epidemic, the impact of gender inequality and the socio-economic fragilities by the Coronavirus (COVID-19) pandemic.

 

The Thomas Engel Foundation together with the Moewenweg Foundation have lived up to the promise by giving hope to the children of Eswatini. This is evident in that;

 

  • 2,162 children and 3,340 caregivers were reached through the mobile clinic,
  • 387 children graduated in 2019 from the pre-school into the first grade of formal schools,
  • 109 NCP teachers were trained on ECCE,
  • 1,192 children received warm winter clothing,
  • 475 caregivers received end of year grocery gifts to thank them for offering their time and energy as NCP caregivers and teachers,
  • 2,824 children (0-8 years) received food at the NCPs during the peak of COVID-19
  • 10 houses for OVCs including one disabled young man have been built

 

Through these initiatives, the children and vulnerable populations now have hope that somebody cares.

 

We understand that the heartfelt interventions of Ernst and Kirsten is backed by generous family members, friends, partnerships, and caring individuals who want to see a better world. The work of these individuals means a lot to the Eswatini children and I unreservedly recommend the Thomas Engel and Moewenweg Foundation for support.“

 

Newsletter Oktober 2020

Liebe Freunde und Unterstützer der Möwenweg-Stiftung,

ein herzliches Willkommen allen, die in diesem Jahr auf uns aufmerksam geworden sind, und SANIBONANI all denen, die uns schon länger begleiten. Einen riesengroßen Dank für Ihre und eure Unterstützung – besonders in den vergangenen schwierigen Monaten! Wie es uns ergangen ist, worüber wir uns gefreut haben, und an welchen Herausforderungen wir aktuell arbeiten, davon berichten wir in diesem Newsletter.

Wir wünschen Ihnen und euch viel Freude bei der Lektüre und vor allem Gesundheit! Was sonst oft so selbstverständlich dahingesagt ist, hat ja in diesen Monaten eine ganz besondere Bedeutung.

Herzliche Grüße aus der Möwenweg-Stiftung! Kirsten Boie & Gerhard Grotz

Nahrungsmittelversorgung im Projekt LITSEMBA

Nur wenige Wochen nach unserem letzten Aufenthalt in eSwatini im Februar war die Situation dort, wie auch in Deutschland, durch COVID-19 vollkommen verändert. Sobald hier die ersten Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus getroffen wurden, telefonierten wir mit den Mitarbeiter*innen und dem Vorstandsvorsitzenden unseres Projekts LITSEMBA. Wir beschlossen gemeinsam, sofort die ambulante medizinische Betreuung der Neighbourhood Carepoints (NCPs) durch unsere Krankenschwestern einzustellen. Das klingt grotesk: Aber aus langjähriger Erfahrung wissen wir, wie sehr sich bei deren Besuch an einem NCP die Menschen dort drängen. Ein perfektes Infektions-Szenario.

Die NCPs dagegen konnten nicht einfach geschlossen werden, da die Mahlzeit dort für viele der LITSEMBA-Kinder die einzige des Tages ist. Die pädagogische Betreuung an den NCPs wurde also ebenfalls eingestellt, die Versorgung mit Nahrungsmitteln aber sollte weiterhin möglich sein. Seitdem kommen die Kinder nur noch zu den Mahlzeiten an die NCPs und sind in Schichten eingeteilt, damit nicht zu viele Kinder gleichzeitig vor Ort sind. Unmittelbar nach diesen ersten Vorsorgemaßnahmen kam dann die Nachricht, dass das World Food Programme, das bis einschließlich April die NCPs mit Lebensmitteln versorgt hatte, diese Unterstützung ab Mai einstellen würde… Durch Ihre und Eure großartige und schnelle Unterstützung mit Spenden gelang es uns binnen kürzester Zeit, Mittel für die Versorgung aller etwa 3000 Kinder an den 88 NCPs des Projekts LITSEMBA für die Monate Mai und Juni sicherzustellen. Ab August übernahm dann die Kindernothilfe diese Aufgabe. Wir sind dafür sehr, sehr dankbar! Spätestens ab Ende Oktober allerdings ist die Nahrungsmittelversorgung erneut nicht mehr gesichert. Deshalb bitten wir heute um Ihre und Eure Unterstützung! Jeder Beitrag hilft – jede Idee, um Spenden zu sammeln ist willkommen.

Einkommen schaffende Maßnahmen im Projekt LITSEMBA

Die gute Nachricht: Bisher konnten wir vermeiden Mitarbeiter*innen zu entlassen – sie alle versorgen Familien, zum Teil sind sie aus der Hauptstadt extra nach Nhlangano gezogen, um für das Projekt arbeiten zu können. In den vergangenen Monaten waren sie täglich an den NCPs unterwegs, um die Ehrenamtlichen über COVID-19 und die Schutzmaßnahmen dagegen zu informieren. Das ist deshalb so wichtig, weil die Informationswege in Shiselweni nicht so einfach sind wie bei uns: Wer keinen Strom hat, hat auch kein Fernsehen oder Radio und Zeitungen werden kaum gelesen. Zwar haben die meisten unserer Caregivers ein Handy, aber in der Regel nur nicht-internetfähige sogenannte „dumb phones“. Wie also sollten gesicherte Informationen zu Corona zu ihnen kommen? Durch den Einsatz der LITSEMBA-Mitarbeiter*innen konnten die Ehrenamtlichen die Hinweise gleich in ihren Communities verbreiten. Auch Seife wurde verteilt, und in einem nächsten Schritt Masken: Hier bewährt sich einmal mehr die Vielseitigkeit und durchdachte Struktur von LITSEMBA. Zu den Einkommen schaffenden Maßnahmen für die Caregivers zählen Nähprojekte. Diese Frauen nähen jetzt Schutzmasken, die im Land fehlen, und versorgen damit nicht nur unsere NCPs, sondern stocken so ihr Einkommen auf.

Medizinische Versorgung im Projekt LITSEMBA

Inzwischen besucht auch unser medizinisches Team die NCPs wieder zur Zeit der Mahlzeiten, um Vitamine und Entwurmungstabletten zu verteilen und nach den Kindern zu sehen, die in den letzten Monaten vermehrt Hautkrankheiten entwickelt hatten. Die Besuche werden vorher nicht angekündigt, so dass sich außer Kindern und Caregivers niemand an den NCPs aufhält.

 Sehr gerührt hat uns, dass die drei Bildungsverantwortlichen weiterhin die Caregivers in kleinen Gruppen an ihren NCPs schulen; außerdem haben sie Materialien für zuhause erstellt, die den Kindern bei den Mahlzeiten mitgegeben werden.

Wasser & Brillen für das Projekt LITSEMBA

Doch viele unserer Pläne mussten wir erst einmal auf Eis legen. In eSwatini steigt die Zahl der Infektionen stark an. Auch zwei Kinder an einem NCP waren infiziert – zum Glück, ohne das Virus weiterzugeben. Vorschriften und Verordnungen im Land verändern sich beinahe täglich, und im regelmäßigen Telefonaustausch mit unseren Mitarbeiter*innen besprechen wir die jeweils nächsten Schritte. Wir fahren zurzeit auf Sicht – und vermuten, dass das auch noch eine ganze Weile so weitergehen muss.

Dabei waren wir gerade so optimistisch: Unsere Überlegungen zum Thema Wasser mit dem Ziel einen Brunnen für jeden NCP zu realisieren, waren nach unserem letzten Aufenthalt sehr viel konkreter geworden, und durch eine sehr große Einzelspende speziell für diesen Zweck wären wir sogar finanziell in der Lage, mit den ersten beiden Brunnen zu beginnen. Was uns ausbremst: COVID-19.

Und auch bei unserem Brillenprojekt stehen wir in den Startlöchern: Wir haben an unseren NCPs niemals einen einzigen Menschen mit Brille gesehen. Die weltweit            operierende Organisation „EinDollarBrille“ ist bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Das würde Sehtests und Brillen nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen ihrer Communities bedeuten und wäre für die gesamte Region Shiselweni eine unglaubliche, bisher ungekannte Chance. Auch hier: COVID-19 stoppt uns.

Ein DANK an Children for a better world

Besonders gefreut haben wir uns über eine Spende des Vereins „Children for a better World“. Dort entscheidet ein Kinderbeirat darüber, wem Spendenmittel zugesprochen werden sollen – und wofür. Beinahe 1.000 Euro stellten die Kinder LITSEMBA nun zur Verfügung, damit Puppen für die NCPs gekauft werden können! Offenbar hatte den Kinderbeirat besonders erschreckt, dass es zwar Essen, Bildung und Betreuung, aber überhaupt kein Spielzeug gibt. Die Puppen zumindest werden sicher auch unter Corona-Bedingungen die NCPs erreichen!

5 Jahre Möwenweg-Stiftung am 26. November 2020

Wir sind mitten in der Planung, wie wir das 5jährige Jubiläum der Möwenweg-Stiftung live und digital gemeinsam feiern können. Unsere Idee: In einer Zoom-Konferenz gemeinsam mit unseren swati Mitarbeiter*innen ins Gespräch kommen und Fragen stellen. Wäre das interessant? Dann freuen wir uns über eine E-Mail an Nicole Hartmann: assistenz@moewenweg-stiftung.de

Jetzt auch auf Facebook & Instagram

Und last but not least: Seit Oktober sind wir auch auf Facebook und Instagram zu finden. Wir freuen uns auf neue Freunde und Follower!

@moewenwegstiftung

#möwenwegstiftung #projektlitsemba