Medizinischer Dienst reduziert wieder im Einsatz

Liebe Freunde und Unterstützer,

was hat sich seit unserer letzten Information an dieser Stelle bei unserem Projekt LITSEMBA verändert? Inzwischen steigen die Covid 19 Infektions-Zahlen in eSwatini rasant an, die Zahl der schweren Verläufe und Todesfälle ist aber bisher im Verhältnis zur Zahl der Infektionen erstaunlich niedrig. Vermutlich hat das mit der Altersstruktur im Land zu tun: Nur 15% der Menschen erreichen überhaupt ihren 45. Geburtstag. – An unseren 88 Neighbourhood Carepoints hat sich das System, das wir mit Beginn der Corona-Krise eingeführt haben, bewährt; täglich bekommen die ca. 3000 Kinder ihre warme Mahlzeit in zwei Schichten, an jedem Tag wird auch registriert, welche Kinder zu den Mahlzeiten gekommen sind, damit zur Not Infektionsketten nachverfolgt werden können.

Mit Beginn der Corona-Situation hatten wir sofort unseren ambulanten medizinischen Dienst eingestellt, weil wir aus jahrelanger Erfahrung bei unseren Aufenthalten im Land wussten: Wenn unser medizinisches Team an einen NCPs kommt, drängen sich da die Menschen, da die nächste staatliche „Clinic“ (so etwas wie einen Arztpraxis, in der Regel aber nur mit Krankenschwestern besetzt) zumeist weit entfernt und für die meisten Menschen nur zu Fuß zu erreichen ist. Hier wäre das Infektionsrisiko viel zu hoch gewesen.

Nun melden die ehrenamtlichen Betreuerinnen an den NCPs, dass den Kindern die medizinische Grundversorgung fehlt: Vitamingaben, regelmäßige Entwurmung, Impfungen. Viele Kinder entwickeln inzwischen Hautausschläge infolge der fehlenden Entwurmung. Wir werden also in den kommenden Tagen wieder mit einem reduzierten ambulanten medizinischen Dienst beginnen. Der Besuch unseres Teams wird allerdings nicht wie sonst vorher angekündigt, damit die Menschen aus der Community nicht zu den NCPs strömen; nur die Kinder werden versorgt. Noch nicht geklärt ist die Frage der Impfungen: Hierzu müssten die Kinder ihre medizinische Karte mitbringen – und sobald sie dazu aufgefordert würden, wäre in der Community bekannt, dass das Team erwartet wird, und auch die Erwachsenen würden kommen. Vermutlich werden wir also auf Impfungen (Polio, Masern, Diphterie, Tetanus…) vorerst weiterhin verzichten müssen und nur Entwurmungstabletten und Vitamine geben können.

Außerdem wurden unsere NCPs in der letzten Zeit mit warmer Winterkleidung versorgt (siehe Foto. Es ist gerade sehr kalt in eSwatini – morgens um 9.00 in der letzten Woche zwischen 2° und 8°.) Viele der Ehrenamtlichen haben sich dafür bei uns bedankt.  Und wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen, dass Sie uns in dieser so unübersichtlichen und beunruhigenden Zeit weiter mit Ihren Spenden zur Seite stehen! Ohne Ihre Hilfe könnte es das ganze Projekt LITSEMBA nicht geben.

Nahrungsmittel für die NCPs – Corona-Situation

Nach vielen Telefonaten, Mails – überhaupt einem fast täglichen Informationsaustausch mit unseren Mitarbeitern in eSwatini (Swasiland) ist es dringend an der Zeit, über den derzeitigen Stand unseres Projekts LITSEMBA zu berichten.

Wie in Deutschland auch verändert sich die Situation während der Corona-Pandemie in eSwatini kurzfristig, oft täglich, und wir versuchen in regelmäßigen Mails und Telefon- oder WhatsApp-Gesprächen mit unseren Mitarbeitern vor Ort unsere Maßnahmen möglichst zeitnah anzupassen. Wir sind sehr froh, dass all das über WLAN problemlos und kostenfrei funktioniert – noch vor zwanzig Jahren wäre alles ohne digitale Kommunikationsmöglichkeiten sehr viel schwieriger (und kostspielig!) gewesen.

Auf Anweisung der Regierung und mit von ihr gestelltem Material wurden in der Zwischenzeit unsere sämtlichen Neighbourhood Carepoints von unseren MitarbeiterInnen desinfiziert und gerade wurde an die Kinder wie in jedem Jahr wieder warme Winterkleidung (Jogginganzüge) verteilt – der Winter ist im Bergland kühl und nach Sonnenuntergang sogar sehr kalt. Gerade in der jetzigen Situation wollten wir das Erkältungsrisiko reduzieren – und auch die Kombination Hunger und Frieren fanden wir unzumutbarIMG-20200603-WA0005

Nach mehreren Telefonaten schon im März wurde die Arbeit an den 88 Neighbourhood Carepoints (Kinderbetreuungshäusern) seitdem folgendermaßen organisiert: Um die Infektionsgefahr zu minimieren, wurde unser medizinischer Dienst zunächst vollkommen eingestellt. Wir wissen aus mehr als zehn Jahren Erfahrung mit regelmäßigen Besuchen an den Neighbourhood Carepoints (NCPs), dass an den Tagen, an denen unser medizinisches Team einen NCP besucht, dort ein unvorstellbares Gedränge herrscht. Es musste abgewägt werden, was das größere Risiko barg: Dass Menschen, die vor allem um diese Jahreszeit häufig auch nur mit Erkältungen kommen, unversorgt bleiben; oder dass sie sich bei einem nicht dringend notwendigen Besuch am NCP mit COVID 19 infizieren.

Inzwischen wäre der ambulante medizinische Dienst aber ohnehin nicht mehr zulässig: Auch in Eswatini gibt es seit Anfang Mai einen Lockdown, Schulen und Läden wurden geschlossen und Versammlungen von mehr als 20 Menschen verboten.

Damit konnten auch unsere NCPs nicht mehr arbeiten; da für viele Kinder die Mahlzeit am NCP aber die einzige des Tages ist, konnten wir sie unmöglich ausfallen lassen. Nun kommen die Kinder altersgestaffelt in zwei, manchmal drei Schichten an ihren NCP, nur um (in Freien) zu essen. Allerdings brachten die Schulschließungen für uns ein großes Problem: Auch für viele Schulkinder ist das Schulessen das einzige am Tag; nachdem das weggefallen war, kamen auch sie an unsere LITSEMBA-NCPs und verdrängten die Kinder dort.

Da unsere Mitarbeiter schon lange hervorragend mit den örtlichen Autoritäten (Chiefs, Inner Councils) vernetzt sind, wurde das Problem dort besprochen und es gab die Zusage, dass nur noch die an den NCPs registrierten Kinder Essen bekämen; tatsächlich konnten die örtlichen Autoritäten das offenbar durchsetzen. Es fällt uns sehr schwer, die Schulkinder nicht auch versorgen zu können; dafür reichen unsere Mittel aber definitiv nicht aus. (Vorstöße unserer örtlichen Mitarbeiter, dass doch auch die Schulen, an denen ja noch immer die Nahrungsmittel für die Schulmahlzeiten lagern, ein ähnliches Schicht-System einführen könnten wie LITSEMBA an den NCPs, wenn nötig über den gesamten Tag verteilt, stießen leider auf taube Ohren.)

Mitte Mai fand wieder ein Gespräch zwischen unserem Project Coordinator und dem World Food Programme, dem Nothilfeprogramm der Vereinten Nationen, statt, das unsere NCPs in den vergangenen Jahren und noch bis April mit Nahrungsmitteln versorgt hatte. Das Ergebnis war, dass das WFP in dieser sich zuspitzenden Situation zunehmender Nahrungsmittelknappheit in ganz Afrika in Swasiland nur noch NCPs der Region Lubombo versorgen würde – nicht mehr in Shiselweni, wo unsere LITSEMBA-NCPs liegen. Durch Ihre und eure großartige Unterstützung mit Spenden konnten wir die 88 NCPs mit einem gewaltigen Kraftakt im Mai und nun auch noch im Juni selbst mit Nahrungsmitteln versorgen. Das ist zwar großartig – „unsrere“ Kinder müssen nicht verhungern – trotzdem ist die Situation beängstigend. Wie lange wir diese Versorgung aufrechterhalten können, wissen wir nicht.

Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern haben wir diskutiert, ob statt der täglichen Mahlzeit nicht lieber Food Packs für eine ganze Woche an jedes Kind ausgegeben werden sollten – Auslöser war, dass zwei Kinder an einem NCP positiv getestet wurden und wir das Infektionsrisiko neu einschätzen mussten. Wir haben uns dagegen entschieden. Nach Aussage unserer Mitarbeiter im Land ist der Hunger inzwischen so groß, dass auch Erwachsene an die NCPs stürmen würden, um Food Packs abzuholen, es wäre dann sehr schwer zu vermitteln, dass sie nur für die registrierten Kinder gedacht sind. Hinzu kommt, dass wir nicht einschätzen können, ob sie den Kindern nicht vielleicht auf dem Weg von anderen hungrigen Kindern oder Jugendlichen abgenommen würden; und schließlich, dass das Essen zu Hause natürlich mit der ganzen (evtl. auch erweiterten) Familie geteilt würde und so zwar alle einen Tag lang satt wären – die Kinder danach aber wieder hungern müssten. Dagegen erschien uns das Infektionsrisiko geringer. (In Deutschland wird ja die Infektionsgefahr für Kinder inzwischen intensiv diskutiert. Außerdem finden die Mahlzeiten an den NCPs im Freien statt.)

Für Spenden, im Augenblick vor allem für Nahrungsmittel, wären wir daher sehr, sehr dankbar!IMG_4253

(Hier ein Foto aus einer der beiden örtlichen Tageszeitungen zur Nahrungsmittelverteilung an unseren NCPs.)

Die Nahrungsmittelhilfe funktioniert!

Wir sind sehr erleichtert: Die Versorgung unserer 88 Neighbourhood Carepoints (NCPs – Kinderbetreuungshäuser) mit Nahrungsmitteln für knapp 4000 Kinder funktioniert – dank Ihrer und eurer Spenden!

Vor zehn Tagen hatten wir um Spenden gebeten, da den NCPs aufgrund der Corona-Situation die Lebensmittel ausgegangen waren. Maismehl und rote Bohnen nach dem Standard des World Food Programme (des Nothilfeprogramms der Vereinten  Nationen) kosten für ein Kind für einen ganzen Monat(!) nur 3€. Wir haben sofort die notwendigen Mittel für alle 88 NCPs für einen Monat überwiesen und in einem Telefonat mit unserem Project Coordinator habe ich gestern erfahren, dass schon am Folgetag mit der Verteilung begonnen werden konnte, gearbeitet wurde auch am eigentlich freien 1. Mai.

Die Nahrungsmittel werden mit zwei Bakkis (großen Lieferwagen) unserer Partner-Organisation Young Heroes zu den NCPs gefahren – keine leichte Aufgabe, da viele dieser Gebäude so abgelegen sind, dass man sie selbst mit stärksten Geländewagen kaum, bei Regen gar nicht erreichen kann. In drei Tagen, am 5. Mai, soll die Verteilung an allen NCPs und für alle Kinder abgeschlossen sein.

Wir sind sehr glücklich, dass unser fest angestelltes Team so zügig und professionell arbeitet: Während vier MitarbeiterInnen die Nahrungsmittel zu den NCPs fahren, organisieren die übrigen die Abholung der ja großen Mengen von Mais und Bohnen beim Großhandel, informieren die Caregivers (Betreuerinnen), wann in etwa mit der Lieferung an ihrem NCP zu rechnen ist, damit sie dann mit dem Schlüssel vor Ort sind – bei mehr als 500 Caregivers keine einfache Aufgabe, denn zwar haben sie praktisch alle ein Handy, aber nur sogenannte dumb phones, die nur Anrufe und SMS empfangen können. Jede Einzelne muss also informiert werden.

Besonders berührt hat mich auch die Information unseres Project Coordinators, dass die Kinder, sobald sie den Bakki kommen sehen, ängstlich weglaufen – obwohl sie doch die Nahrungsmittelsäcke darauf sehen können. Schon vor sechs Wochen hatten wir mit einer Corona-Aufklärungskampagne an unseren NCPs begonnen, die Kinder haben darum gelernt, sich von fremden Menschen fern zu halten. Wenn ich daran denke, wie begeistert und neugierig sie sonst jedem ankommenden Fahrzeug begegnen, wird klar, dass die Aufklärung gegriffen hat.

Wie sich alles weiter entwickeln wird, können wir jetzt noch nicht sagen. Aber wir sind sehr dankbar, dass von „unseren“ Kindern keins wird verhungern müssen. Dafür danken wir Ihnen und euch sehr!

Litsemba in Zeiten von Corona

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Seit wir im März in eSwatini waren, hat sich nicht nur hier in Deutschland die Situation dramatisch verändert. Auch eSwatini ist von Corona betroffen – und das bei unendlich viel schwierigeren Voraussetzungen. (So ist knapp die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung HIV- und/oder TB-infiziert; und mehr als 60% sind unterernährt. Was bedeutet das für die Krankheit?)

Wir sind sehr froh, dass wir gerade noch rechtzeitig im Land sein konnten – wenn auch vieles, was wir dort besprochen und organisiert haben, durch die veränderte Situation nun hinfällig (oder zumindest aufgeschoben) ist.

Weil so viele Menschen daran Anteil genommen haben: Ja, die Häuser für Waisenfamilien konnten trotz allem wie geplant gebaut werden.

Nachdem Corona im benachbarten Südafrika ausgebrochen war und sich dort rasant verbreitete, war uns bei der Möwenwegstiftung klar, dass auch eSwatini unmöglich verschont bleiben konnte. Die Grenzen sind durchlässig – es benutzten mehr Menschen informelle oder sogar illegale Grenzübergänge. In einem Land, in dem all das, was wir hier zur Vorbeugung empfehlen, fast nicht umsetzbar ist – zum Händewaschen , z.B., fehlt den meisten Menschen nicht nur die Seife, sondern sogar das Wasser  – ist die Gefahr natürlich um einiges größer – zumals es keine Intensivbetten im Land gibt. Wir haben sofort Mittel für Masken, Desinfektionsmittel und Seifen für alle NCPs überwiesen. Wir hatten aber auch die Befürchtung, dass sich das Virus an unseren Neighbourhood Carepoints ausbreiten würde, wenn die medizinischen Teams dort sind – wir wissen ja aus langjähriger Erfahrung, dass sich an diesen Tagen dort unglaublich viele Menschen drängen. Einen leichtere Übertragungsmöglichkeit hätten wir dem Virus gar nicht bieten können. Wir habend daher schon Anfang März schweren Herzens beschlossen, die Besuche unseres medizinischen Teams an den NCPs auszusetzen. Allerdings sind zwei Teams vier Wochen lang nach Vorankündigung an die NCPs gefahren und haben dort die Caregivers, aber auch die Chiefs und örtlichen Autoritäten über Corona und Vorsichtsmaßnahmen informiert. In unserer Projektregion sind die Menschen von Informationen weitgehend abgeschnitten, Zeitungen habe ich dort nie gesehen, Strom für Runfunk und Fernsehen fehlen, und die Hanyds sind zum größten Teil sogenannte „dumb phones“ ohne Internetzugang. Diese Aufklärungskampagne war also dringend notwendig – und wurde auch sehr gut angenommen.

Auch die tägliche Arbeit an den NCPs haben wir eingeschränkt. An manche NCPs kommen inzwischen täglich bis zu 70 Kinder in einen Raum – der Durchschnitt ist 40 – und die Ansteckungsgefahr war uns auch hier zu groß. Allerdings ist für viele Kinder die Mahlzeit am NCP die einzige des Tages, sie wären also verhungert, hätten wir die NCPs nicht wenigstens für die tägliche Mahlzeit geöffnet. Um auch hier ein Gedränge zu vermeiden, kommen die Kinder nun in zwei Schichten.

Inzwischen hatte auch die Regierung reagiert und Ende März die Schulen schließen lassen: Auch für viele Schulkinder ist aber die Mahlzeit in der Schule die einzige des Tages. Auch diese Kinder strömten nun an unsere NCPs, um zu essen, die Nahrungsmittel gingen den NCPs schnell aus.

Nun konnten wir durch die große Spendenbereitschaft – eine Mahlzeit für ein Kind kostet für einen ganzen Monat nur 3 € – tatsächlich zunächst die Mittel für die Ernährung „unserer“ Litsemba-Kinder für einen Monat sicherstellen. Gleichzeitig haben die örtlichen Autoritäten zugesagt dafür zu sorgen, dass nur die Kinder, die an den NCPs registriert sind, auch eine Mahlzeit bekommen, da wir sämtliche Kinder der gesamten Region unmöglich ernähren können. Wir hoffen sehr, dass durch Gespräche unsere Mitarbeiter mit dem National Disaster Management vielleicht dafür gesorgt wird, dass auch die Schulkinder in den Schulen wenigstens ihre tägliche Mahlzeit erhalten.

Das ist der stand am 25.4. Wir sind im fast täglichen Telefonkontakt mit unseren Mitarbeitern vor Ort, um das Vorgehen an die sich ständig ändernde Situation anzupassen. Und Sie werden wir hier regelmäßig informieren. Ganz vielen Dank, dass sie diese Arbeit möglich machen! „Unsere“ knapp 4000 Litsemba-Kinder werden dank Ihnen  im kommenden Monat zu essen haben.

 

Unser Aufenthalt in eSwatini April/Mai 2019

Hamburg, im Mai 2019

 

Liebe Freunde und Unterstützer der Möwenweg-Stiftung!

 

Erst vor wenigen Tagen sind wir aus eSwatini zurückgekehrt, darum möchten wir Sie heute wieder einmal ganz aktuell über unser Projekt Litsemba informieren.

Besonders beeindruckt hat uns unsere neue Bildungsverantwortliche Lizzy Dlamini, die die Ehrenamtlichen an unseren knapp 100 NCPs (zum großen Teil Frauen, die nicht einmal die Grundschule zu Ende besuchen konnten) „on the job“ schult in grundsätzlichen Fragen des Umgangs mit Kindern verschiedener Altersstufen, Entwicklungspsychologie und der Nutzung von Lernspielzeug. Da diese Frauen selbst ohne Spielzeug aufgewachsen sind, haben sie einen hohen Respekt davor, irgendetwas außer Papier und Buntstiften einzusetzen, müssen dazu ermutigt und ihnen muss erklärt werden, wie mit den neu angeschafften Materialien überhaupt gearbeitet werden kann. Wir haben Lizzy an verschiedene NCPs begleitet und waren beeindruckt von Ihrer Herzlichkeit, fachlichen Kompetenz und Fähigkeit, die Ehrenamtlichen zu begeistern.

Auch die Neuauflage der von uns gedruckten Kinderbücher, der einzigen(!) in der Landessprache siSwati, konnte von unserer Bildungsverantwortlichen an alle Kinder unsere zehn Vorschulbildungs-Pilot-NCPs verteilt werden, und wir freuen uns, dass bei einer zentralen Schulung sämtlicher „Teachers“ der NCPs noch in diesem Jahr auch das Thema Lesen und Vorlesen auf dem Programm stehen wird – für die Ehrenamtlichen, die in ihrer Kindheit keine Kinderbücher kannten, totales Neuland. Außerdem hat Lizzy Kontakt aufgenommen zum südafrikanischen Leseförderprojekt Nal`ibali, das 2015 für seine Arbeit den international bedeutendsten Preis auf dem Gebiet der Kinderliteratur bekommen hat, den Astrid Lindgren Memorial Award. (Die Laudatio in München durfte ich halten, falls Sie interessiert sind am Thema Kinderbücher in Afrika: https://www.kirsten-boie.de/kirsten-boie-reden-aufsaetze.php?sprache=de) Hier hoffen wir auf Unterstützung und Zusammenarbeit. Zudem gibt es Gespräche mit der Tageszeitung Times of Swaziland, um dort einmal monatlich eine Geschichte für Kinder auf siSwati zu veröffentlichen, und mit der Bücherei in Nhlangano zum Thema Reading Clubs an den NCPs. Auch auf diesem Gebiet tut sich also etwas.

Den Bereich der vorschulischen Arbeit werden wir unbedingt ausbauen müssen: Immer mehr Grundschulleiter verlangen, dass Kinder eine Preschool besucht haben müssen. Staatliche Vorschulkassen gibt es aber praktisch nicht, und wo es private Vorschulen gibt, fehlt den Familien das Geld für die Gebühren. Inzwischen werden unsere Litsemba-NCPs als Vorschul-Äquivalente anerkannt.

Eine Voraussetzung für den Besuch der Grundschule ist außerdem der Besitz einer Geburtsurkunde, die vielen Kindern fehlt. Unsere Mitarbeiter versuchen, sie für alle Kinder an den Litsemba-NCPs schnellstmöglich zu beschaffen: Dazu benötigen sie aber eine schriftliche Bestätigung der Eltern; bei Waisen ist das kaum zu regeln, bei anderen Kindern scheitert es häufig daran, dass die Eltern (oder der noch lebende Elternteil) in Südafrika arbeiten und nur Weihnachten zu Hause sind. Wenn es nicht gelingt, noch bis Ende dieses Jahres für über zweihundert der Litsemba-Kinder Geburtsurkunden zu beschaffen, werden sie im Januar 2020 nicht eingeschult werden können.

 

Wie absolut notwendig auch unser medizinischer Dienst Litsemba Medical Outreach ist, wurde uns beim Besuch des NCP New Nazareth wieder deutlich: Schon morgens um 9.00 warteten etwa hundert Menschen geduldig im einzigen großen Raum des Gebäudes auf unser medizinisches Team. Hier wurden die Kinder von unserer Krankenschwester Christine versorgt, die Erwachsenen im 4m² großen Lagerraum hinter verschlossener Tür zwischen Maismehlsäcken von Krankenpfleger Zweli. Bei schwereren Erkrankungen werden sie ans nächste Krankenhaus weiterverwiesen. Auch nachmittags gegen 16.00 waren noch ebenso viele Menschen am NCP. Sie kommen zu Fuß aus vielen Kilometern Entfernung. Wir werden diesen Dienst dringend ausbauen müssen.

Ein großes Problem bleibt die Wasserversorgung. Während die meisten Menschen im Projektgebiet ihr Wasser aus Oberflächengewässern (Flüssen, Bächen) entnehmen, was immer die Gefahr von Verunreinigungen birgt (Holz zum Abkochen des Wassers fehlt), haben unsere NCPs Wassertanks mit einer Kapazität von jeweils insgesamt 10.000 Litern, die nach den Starkregenfällen auch gut gefüllt hätten sein müssen. Wir beobachteten aber zufällig selbst einen Fall von Wasserdiebstahl – die Menschen kommen von weither, um sich in Eimern Wasser aus den Tanks zu holen. Natürlich sind auch sie bedürftig – wir werden aber ein System installieren müssen, das garantiert, dass das Wasser den Kindern zur Verfügung steht. Nur zwei Wochen nach dem Ende der Regenfälle waren die Tanks an vielen NCPs schon wieder leer.

Zu unserer großen Freude scheinen allmählich HIV-Testungen und medikamentöse Versorgung zu greifen: Es gibt immer weniger Vollwaisen oder Halbwaisen an den NCPs, dafür aber viele Kinder, für die die Mahlzeit am NCP die einzige des Tages ist. (Offiziell leben in Eswatini 63% der Bevölkerung unterhalb der offiziellen Armutsgrenze, in unserem Projektgebiet über 80%.) Inzwischen gibt es Anfragen von Chiefs anderer Chiefdoms, die sich um Unterstützung durch Litsemba bewerben.

Unser Aufenthalt wurde erschwert durch den Zustand der Straßen (dust roads): Nach längeren Starkregenfällen Anfang des Jahres hat er sich noch einmal massiv verschlechtert. Viele unserer NCPs (Kinderbetreuungshäuser) sind schon jetzt nur noch bei trockenem Wetter zu erreichen, und das auch nur mit starken Geländewagen in Schrittgeschwindigkeit. Bei oder nach Regenwetter hätten wir sie nur zu Fuß erreichen können.

Geradezu beschämend war, wie wir von Ehrenamtlichen und Dorfältesten an den NCPs aufgenommen wurden. Diese Menschen haben selbst kaum genug zu essen. Trotzdem wurden wir reich beschenkt: Am NCP Zenzile etwa wurden mir drei Kürbisse, ein Sack Süßkartoffeln und drei Bund etwa zwei Meter hohes Zuckerrohr für meine Familie übergeben . Am NCP New Nazareth hatten die Ehrenamtlichen extra für uns gekocht: Pap (Maisbrei), Süßkartoffelmus und Hühnchen – ein Luxus, den es für die Allermeisten dieser Menschen nur zu Weihnachten und zu besonderen Anlassen gibt. (Eine Ablehnung wäre eine Kränkung gewesen. Bei ihrem nächsten Besuch an diesen NCPs wird aber unsere Bildungsverantwortliche Bananen – ebenfalls ein Luxus! – für alle mitbringen.)

Sollten Sie – vielleicht auf einer Südafrika-Reise? – unsere NCPs besuchen wollen, so besteht dazu immer die Möglichkeit. Wir können Ihnen nicht anbieten, Sie herumzufahren (unsere wenigen Fahrzeuge sind nach einem komplizierten logistischen System ständig im Einsatz, unsere Mitarbeiter auch), wohl aber, im eigenen Fahrzeug eins unserer Teams zu begleiten oder sich selbstständig auf den Weg zu machen. Die GPS-Daten der NCPs könnten Sie bei uns erfragen. (Es gibt keine Wegweiser.)

Für Ihre Unterstützung möchten wir Ihnen wieder ganz herzlich danken! Ohne Sie würde es LITSEMBA nicht geben – ein Projekt, das für die betroffenen Dörfer, inzwischen längst nicht mehr nur für die mindestens 3000 Kinder, sondern auch für ihre Erwachsenen, einen unvorstellbaren Unterschied macht. Bitte helfen Sie auch weiterhin!

 

Herzliche Grüße oder, auf siSwati: Salani kahle!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es tut sich was bei unserem Projekt LISTEMBA!

Bei unserem Aufenthalt in Swasiland im Februar waren wir glücklich zu sehen, dass viele Schwierigkeiten der vergangenen Jahre nun behoben scheinen. Am wichtigsten war, dass durch die neue Dachorganisation Young Heroes die Versorgung unserer Neighbourhood Carepoints mit Nahrungsmitteln durch das World Food Programme endlich wieder sichergestellt werden konnte, so dass wir dafür nicht mehr die Mittel durch Spenden aufbringen müssen.

Glücklich waren wir aber auch darüber, wie sich unser Vorschulprojekt entwickelt hat! Bisher gab es an den Neihbourhood Carepoints ja weder Spielzeug, noch Stifte und Papier, noch Puzzle oder überhaupt irgendwelches Spiel- und Lernmaterial. – Nach der Ausschreibung einer Stelle für eine qualifizierte Bildungsverantwortliche bekamen wir deutlich mehr Bewerbungen, die allesamt den anspruchsvollen Ausschreibungskriterien entsprachen, als wir zu hoffen gewagt hätten; zumal es schwierig ist, Menschen mit hoher beruflicher Qualifikation für die Arbeit in der abgelegenen Region Shiselweni zu finden, das wussten wir seit Langem durch unsere Suche nach Krankenschwestern für unser medizinisches Projekt.

Inzwischen hat die Bildungsverantwortliche ihre Arbeit aufgenommen – und nicht nur dafür gesorgt, dass für unsere (zunächst) zehn Pilot-NCPs für das Vorschulprojekt die notwendigen Materialien angeschafft wurden; sie hat auch gleich begonnen, sich im Rahmen unseres Projekts Bookcrazy um die Einrichtung von Reading Clubs für die Älteren zu kümmern. In dieser abgelegenen Gegend, in der die Kinder in ihrem Hütten ohne Strom und die davon abhängigen Unterhaltungsmedien aufwachsen, in der es kein Kino gibt, keinen Spielplatz und keinen Jugendclub, kann das für manches Kind tatsächlich Weichen stellen.

Wir bedanken uns bei allen Unterstützern und sind gespannt, wie es weitergeht!

Unsere Reise im Februar 2018

 

Reisebericht Swasiland Februar 2018

Nach fünf Monaten konnten wir, Kirsten Boie und Gerhard Grotz, im Februar 2018 wieder nach Swasiland reisen, um zu prüfen, ob die institutionell-organisatorischen Veränderungen sich bewährt haben, die wir bei unserem Aufenthalt im September 2017 angeschoben hatten und die unsere Partnerorganisation Thomas Engel Stiftung im November dann endgültig festzurren konnte. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Sie haben und wir sind beeindruckt!

Mit unserer neuen Dachorganisation Young Heroes hat unser Projekt noch einmal einen enormen Professionalisierungs-Schub bekommen. YH hat jahrelange und stabile Kontakte zu den verschiedensten NGOs und Regierungsstellen im Land aufgebaut, die wir nun, wenn wir sie brauchen, gar nicht mehr selbst schaffen müssen. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern haben wir uns entschieden, dass unser Projekt auch einen neuen Namen in der Landessprache siSwati bekommen soll, damit die Menschen in den Dörfern ihn verstehen: Litsemba, das heißt: Hoffnung. Und davon haben wir jetzt eine ganze Menge!

Natürlich haben wir auch wieder Neighbourhood Carepoints besucht (darunter die beiden Patenschafts-NCPs Kuvukeni und Mathunzini). Und wir waren sehr überrascht, als wir dabei an zwei NCPs auf inzwischen pensionierte Grundschullehrerinnen trafen, die dort ehrenamtlich arbeiten. Ihnen zuzusehen, war eine wahre Freude. Es ist erstaunlich, was diese Frauen auch ohne alle Materialien auf die Beine stellen! –  Eine Überraschung war es außerdem zu erfahren, dass es an einem sehr, sehr abgelegenen Neighbourhood Carepoint sogar schon einen Reading Club gibt – immer samstags nachmittags und für verschiedene Altersgruppen. Wir hoffen, dass wir das allmählich auf immer mehr NCPs ausweiten können; zumal wir ja auch dieses Mal wieder Bilderbücher an alle Kinder an den von uns besuchten NCPs verteilen konnten und hoffen, dass über unser Projekt Bookcrazy immer neue Bücher für alle Kinder dazu kommen werden.      Im letzten Bericht hatten wir außerdem von den Bloggerinnen berichtet, die mit ihrem „Bälle für Afrika“-Projekt dafür gesorgt haben, dass jetzt jeder unserer NCPs tatsächlich einen Ball bekommt. Die ersten dieser Bälle durften wir nun an fünf NCPs verteilen. Die Begeisterung war riesig!

Eine große Freude war auch, dass wir wieder schwarze Puppen dabei hatten. Die Kinder und Ehrenamtlichen, die fast alle bis dahin keine Puppen kannten, reagierten unterschiedlich – während die Kleinen oft Angst vor diesem merkwürdigen „Baby“ hatten, gab es bei den größeren dann schon Konflikte, wer die Puppe halten durfte, Jungs wie Mädchen. Und die ehrenamtlichen Caregivers nahmen die Puppen mit viel Gelächter auf den Arm und klopften ihnen auf den Rücken, als sollten sie Bäuerchen machen.

Unser Hauptanliegen auf dieser Reise war allerdings der Aufbau eines qualifizierten Vorschulprojekts für „unsere“ Kinder – viele Kinder verlieren den Anschluss an den Unterricht schon im ersten oder zweiten Schuljahr, da der Unterricht gleich auf Englisch beginnt. Damit sind ihnen alle Zukunftschancen verbaut. – Es lagen bereits differenzierte Planungen unserer Mitarbeiter in Shiselweni und in der Hauptstadt vor und aufgrund der Spenden des vergangenen Jahres konnten wir nun tatsächlich endlich das Budget absegnen und den Startschuss geben. Denn unser Problem bisher war: Wir wollten an den Neighbourhood Carepoints nicht einfach nur Vorschulmaterial, Bücher und Spielzeug verteilen, wenn die ehrenamtlich arbeitenden Caregivers es nicht kannten und vielfach überhaupt nicht wussten, wie sie sinnvoll damit arbeiten sollten. Eine qualifizierte, studierte und berufserfahrene Preschool Officer war nötig, um die Frauen direkt vor Ort on the job einzuführen und mit ihnen Tages-, Wochen- und Monatspläne zu erarbeiten. Aber damit diese Preschool Officer die abgelegenen NCPs überhaupt erreichen kann, brauchten wir auch ein weiteres Geländefahrzeug: Jetzt endlich lagen genügend Spendenmittel für all das vor! Gemeinsam fanden wir ein geeignetes gebrauchtes Gelände-Fahrzeug und einigten uns auf einen Ausschreibungstext für die neu geschaffene Stelle. Wir waren verblüfft über die große Zahl der der qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber!

Ihre Spenden haben all das möglich gemacht. Wir sind nach jedem Besuch überzeugter, dass Litsemba im Leben der Kinder und für ihre gesamte Zukunft einen riesengroßen Unterschied bedeutet. Und dafür danken wir Ihnen!

 

Das war das Jahr 2017

Zum Abschluss des Jahres 2017 nun noch einmal die wichtigsten Neuigkeiten – denn 2017 war für die Möwenweg-Stiftung und für unser Projekt in Swasiland ein ungewöhnlich spannendes Jahr mit vielen Veränderungen!
Als die Neighbourhood Carepoints vor mehr als zehn Jahren gegründet wurden, ging es zunächst nur um die Versorgung von AIDS-Waisen mit einer warmen Mahlzeit täglich und ihre Betreuung durch Ehrenamtliche (Caregivers) aus den Dörfern. Im Laufe der Jahre ist die medizinische Versorgung nicht nur der Kinder, sondern auch der erwachsenen Bevölkerung hinzugekommen, HIV-Testungen, Versorgung mit Winterkleidung und Wolldecken, Installation von 100 Wassertanks, Versorgung mit Nahrungsmitteln, einwöchige Qualifizierung der Ehrenamtlichen im Bereich Vorschulerziehung im Jahr 2015 und 2016, sowie ein großartiges Projekt Einkommen schaffender Maßnahmen für Erwachsene durch Rotary International unter Federführung der Rotarier in der Hauptstadt Mbabane. All dies musste von unserem Büro in Nhlangano organisiert werden, das ursprünglich nicht für derart viele und häufig unter den lokalen Bedingungen organisatorisch schwer zu bewältigende Aufgaben qualifiziert war. Eine Überforderung wurde immer deutlicher; Berichte, Belege, auch Abrechnungen blieben aus. Zudem wurde uns im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelkrise klar: Viele Probleme können wir unmöglich von Deutschland aus lösen; und wenn dem Büro wesentliche Kompetenzen fehlen (hier etwa: die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen), wird die Situation untragbar. Auch aus Verantwortung gegenüber unseren Spendern mussten wir eine neue Lösung finden.
Daher haben wir auf unserer Reise im September in vielen Gesprächen nun eine vollkommen neue Organisationsstruktur vorbereitet. Unter dem Dach von Young Heroes, einer in Swasiland renommierten, hoch professionellen und mit internationalen Hilfsorganisationen und Regierungsstellen sehr gut vernetzten NGO in der Hauptstadt Mbabane, die sich ebenfalls um AIDS-Waisen kümmert, wird unser Projekt mit vier bewährten Mitarbeitern und weiterhin einem eigenen Büro in Nhlangano weitergeführt – unter deutlich besseren Bedingungen und mit Ausnutzung von Synergie-Effekten. Über diesen Erfolg sind wir sehr glücklich!
Damit wagen wir nun auch endlich den Ausbau der NCPs zu Vorschulen konsequent voranzutreiben, den wir ja mit den Qualifizierungskursen für die Ehrenamtlichen seit 2015 bereits begonnen hatten. Allein die Beschaffung und Verteilung des Lern-Materials an 100 z.T. schwer zu erreichenden NCPs ist eine Herausforderung, dazu kommt die Einführung der Caregivers in die Arbeit mit diesem Material, die Aufstellung von Tages-, Wochen- und Monatsplänen. Im Rahmen der neuen Organisationsstruktur wird all dies plötzlich möglich.
Schon im Juni bekamen wir, vermittelt vom Hamburger Leseförderprojekt „Seiteneinsteiger“, vom Verlag Gruner und Jahr eine Spende von zweitausend Bilderbüchern auf Englisch, die wir an die Kinder an den NCPs verteilen können – ihr allererstes Buch! Das Goethe-Institut übernahm kostenlos den Transport ab München und die Zollformalitäten, DHL spendete der Transport von der Hamburger Druckerei nach München: Und nach vier Monaten sind die Bücher nun auch endlich in Swasiland angekommen!
Wir möchten mit einem Erlebnisbericht schließen. Wie bei jeder Reise haben wir auch im September wieder Neighbourhood Carepoints besucht, um uns über die Arbeit zu informieren und mit den Ehrenamtlichen auszutauschen. Diesmal ging es uns vor allem um die Frage: Wenn wir Material für die Vorschularbeit anschaffen, was erscheint den Mitarbeiterinnen am Wichtigsten? Immer wieder und oft als einziges erwähnt wurden Papier und Buntstifte. Woher sollten die Caregivers auch anderes (Puzzle, Steckperlen, Stickbilder, Lego…) kennen? Aber an einem NCP, den wir schon häufig besucht hatten und dessen Ehrenamtliche daher offenbar Vertrauen zu uns gefasst haben, traute eine der Frauen sich – wir waren schon wieder auf dem Weg zu unserem Auto – vorsichtig zu sagen: „Und dann hatten wir vor einigen Jahren auch mal einen echten Ball…“ – Der Ball als Luxus!
Ein Bloggerinnen-Projekt „Bälle für Afrika“ sammelt gerade Spenden, so dass wir demnächst also an allen Neighbourhood Carepoints Bälle werden verteilen können; im Land selbst wird die Stelle für eine qualifizierte Education Supervisor ausgeschrieben; in Nhlangano beziehen unsere langjährigen Mitarbeiter gerade ein neues Büro, das wir uns im September angesehen hatten; und zu Weihnachten kann nun jedes „unserer“ Kinder sein erstes Bilderbuch bekommen.
Schon im Februar 2018 werden wir wieder nach Swasiland reisen, um uns vor Ort von Innovationen und Veränderungen zu überzeugen. Es ist großartig, dass es voran geht – und wir danken allen, die uns mit ihren Spenden dabei geholfen haben!

Möwenweg-Stiftung
IBAN: DE10700205005020204000
BIC: BFSWDE33MUE
Bank für Sozialwirtschaft

Neuigkeiten aus Swasiland

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Inzwischen haben wir ein Drittel des Jahres 2017 hinter uns und es ist Zeit zu berichten, was sich in den letzten Monaten in Swasiland getan hat.

Bildung: Bei den Fortbildungen der letzten beiden Jahre für die Betreuerinnen ist uns bewusst geworden, wie wichtig es wäre, unsere Neighbourhood Carepoints mit Bildungsspielzeug auszustatten. Viele der Vorschläge der Referentinnen des Bildungsministeriums Swasiland zur Arbeit mit den Kindern können nicht umgesetzt werden, da es an unseren NCPs  bisher kein Bildungsspielzeug gibt. Nun werden wir durch eine große Spende zumindest an ca. zehn NCPs ein „Pilotprojekt Bildungsspielzeug“ starten können, um dann im Anschluss mit den Betreuerinnen ihre Erfahrungen auszuwerten. Bei unserem Aufenthalt im Sommer werden wir mit einem Ausbildungsprojekt der Kindernothilfe in der Distriktshauptstadt Nhlangano in Kontakt treten, um von den Auszubildenden einen Teil des Spielzeugs herstellen zu lassen. (Puzzle, Puppenmöbel … ) Eine Win-Win-Situation, von der die Auszubildenden wie unsere NCPs profitieren.

Mit einem hochklassigen Vorschulerziehungsprojekt gibt es zudem Gespräche darüber, wie eine Kooperation aussehen könnte. (Ursprünglich ging es uns ja nur um die Betreuung und Versorgung der Waisen. Inzwischen ist aber für uns das Bildungsthema immer mehr in der Vordergrund gerückt – nur so können wir die Kinder auf ihre Zukunft in der Gesellschaft vorbereiten.)

Bookcrazy: Im vergangenen Jahr hatten wir für jeden NCP eine Bilderbuchanthologie auf siSwati drucken lassen – die einzigen Kinderbücher in der Landessprache! – und eine Referentin des Bildungsministeriums Swasiland hat mit den Betreuerinnen der Kinder bei der zweiten mehrtägigen Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Frühkindliche Erziehung“ auch über die Bedeutung des Vorlesens, Bilderbuchguckens und Lesens gesprochen. In diesem Jahr wird es nun durch eine sehr großzügige Spende tatsächlich möglich sein, jedem Kind, das in die Schule kommt, ein eigenes Bilderbuch auf siSwati zu schenken. Für Kinder, die sonst praktisch nichts besitzen, erscheint uns das noch viel wichtiger als für Kinder in Deutschland!

Einkommen schaffende Maßnahmen: Seit vielen Jahren sind die Rotarier in der Hauptstadt Mbabane unserem Projekt sehr verbunden – das ist besonders deshalb so wertvoll, weil sie die Situation und die Notwendigkeiten vor Ort sehr genau einschätzen können. Anfang des Jahres ist über ein sogenanntes Global Grant, an dem neben den Rotariern Mbabane zwei Rotary Clubs in Europa beteiligt sind, an 78 Neighbourhood Carepoints ein großartiges Projekt angelaufen, das es mehreren hundert Menschen in den Dörfern  ermöglicht, durch verschiedenste Tätigkeiten (Viehzucht, Hühnerzucht, Anbau bestimmter Produkte, Näharbeiten) ein eigenes Einkommen zu erzielen. Begleitet wird das Ganze durch Kurse zur Buchhaltung.

CANGO: Die Begleitung unseres Projekts durch die Dachorganisation sämtlicher in Swasiland vertretenen NGOs ist im April angelaufen. Auch auf deren Ergebnisse der ersten Monate sind wir gespannt: Was beurteilen sie als schwierig? Wo stimmt unser Ansatz vielleicht nicht? Was kann besser gemacht werden?

Mitarbeiter: Ende des vergangenen Jahres hat die langjährige Mitarbeiterin unseres Projektbüros in Nhlangano, Welile Simelane, ihr zweites Kind bekommen und sich danach zu unserem großen Bedauern entschieden nicht mehr weiter zu arbeiten. An ihrer Stelle wurden zum 1. April zwei neue Mitarbeiter eingestellt, Acorn Mndszebele und  Champion Mpande Mathola, da die Aufgabenfülle gewachsen ist und die Aufgaben neu verteilt wurden. (Bildung, Ernährung Betreuung der ehrenamtlichen Betreuerinnen, Einkommen schaffende Maßnahmen, medizinische Versorgung, Patenschaften….). Wir hoffen, dass sich die neue Aufgabenverteilung bewährt.

Ernährungslage: Für unsere Neighbourhood Carepoints gibt es unglücklicherweise zunächst noch keine Entlastung. Bis Mitte des vergangenen Jahres hatte das World Food Programme (das Hilfsprogramm der Vereinten Nationen) unsere NCPs mit Maismehl beliefert; durch die Dürre und zudem die Notwendigkeit, Flüchtlingslager weltweit zu versorgen, konnte das WFP das ab Juli 2016 nicht mehr leisten. Seitdem müssen wir also selbst für die Ernährung der ca. 4000 Kinder aufkommen. Da uns das finanziell und logistisch vor große Herausforderungen stellt,  stehen wir im regelmäßigen Kontakt mit dem Regionalbüro des WFP, um von dort wieder Unterstützung zu bekommen.

 

Das war das Jahr 2016!

Dezember 2016
Liebe Freunde und Unterstützer der Möwenweg-Stiftung,
wir möchten uns zum Jahresende noch einmal mit einem ausführlichen Bericht über das, was wir mit Ihren Spenden in Swasiland leisten konnten, bei Ihnen bedanken!
2016 war bisher unser schwierigstes Jahr. Durch die seit 2014 andauernde Dürre blieb die Ernte aus, zudem sah sich das World Food Programme (das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen) nicht zuletzt durch die wachsenden Flüchtlingslager überall auf der Welt nicht mehr in der Lage, LISTEMBA Swasiland wie in den vergangenen Jahren zu unterstützen: Im Juni ging unseren Neighbourhood Carepoints das Maismehl aus und die Arbeit drohte zusammenzubrechen, da die Kinder sich auf den Weg machten, um sich selbst irgendwo Essen zu beschaffen. Schon bei unserer Reise im April und Mai hatte nur ein einziger der von uns besuchten NCPs noch Maismehl für die Kinder. Als dann kurz nach unserer Rückkehr aus Swasiland der Hilferuf bei uns einging, die gesamte Arbeit (also auch die medizinische Betreuung, die HIV-Testungen) drohe zusammenzubrechen, da die NCPs leer stünden, waren wir darum vorbereitet. Durch viele spontane und zum Teil sehr anrührende Spenden konnten wir zunächst Maismehl für zwei Monate kaufen – und vor allem verteilen, in einem Land mit desolater Infrastruktur eine gewaltige logistische Leistung. Bis jetzt ist es gelungen, die Ernährung der Kinder aufrecht zu erhalten, und wir hoffen sehr, dass sich die Situation im kommenden Jahr, wenn wieder geerntet werden kann – inzwischen gab es starke Regenfälle – deutlich entspannt.
Vielleicht hätten wir diesen Brief nicht mit den Problemen beginnen sollen? Sie dürfen ja nicht überdecken, was 2016 alles an Positivem passiert ist! Die einhundert Wassertanks à fünftausend Liter, die wir mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit an unseren NCPs aufstellen konnten, erweisen sich jetzt, wo es endlich regnet, als Segen. Wir mussten sogar Schlösser anschaffen, da Wasserdiebstahl vorher ein großes Problem war – und so gut wir die Menschen verstehen können, die sich an den Tanks bedienen: Das Wasser ist für die Kinder und die kleinen Gemüsegärten gedacht, die die Betreuerinnen an den NCPs angelegt haben.
Im Mai konnten wir an der frühpädagogischen Fortbildung teilnehmen, die wir dank einer großzügigen Spende 2016 zum zweiten Mal für etwa 150 Betreuerinnen (von ca. 700) anbieten konnten. Dazu mussten die Frauen aus ihren Dörfern per Sammeltaxi in die Distrikthauptstadt Nhlangano gebracht werden, wo sie in einem Farmers` Training Center untergebracht und verpflegt wurden. Drei Referentinnen des Bildungsministeriums Swasiland arbeiteten mit ihnen, und erst dabei ist uns wirklich bewusst geworden, wie sehr an unseren Neighbourhood Carepoints (Bildungs)Spielzeug (Puzzle, Bausteine, Puppen, Autos, Bälle…) fehlt, eine Selbstverständlichkeit in jeder deutschen Kita: Bisher gibt es an den NCPs bis auf Tische, Stühle und Bildungsplakate an den Wänden – nichts. Nach Rücksprache mit den Referentinnen haben wir Kostenvoranschläge eingeholt – mussten dann aber die geplanten Anschaffungen zurückstellen, da wir die dafür vorgesehenen Mittel für Lebensmittel brauchten. Auch hier hoffen wir auf das kommende Jahr.
Denn dass die NCPs „unseren“ ca. 4000 Kindern nicht nur Nahrung und Betreuung bieten, sondern auch ihre Startchancen in der Schule deutlich erhöhen, zeigt sich daran, dass sie in der ersten Klasse weit überdurchschnittlich abschneiden – inzwischen ein Grund für viele arme Eltern, ihre Kinder an die NCPs zu schicken, so dass wir nicht mehr nur Waisen betreuen. Schon in der ersten Klasse findet der Grundschulunterricht auf Englisch statt (Muttersprache der Kinder ist siSwati), und wohlhabende Eltern schicken ihre Kinder daher auf Vorschulen. Auch an unseren NCPs lernen die Kinder die ersten englischen Wörter und Zahlen. Wir sind daher froh, dass wir die Bildungschancen gerade für Kinder armer Eltern verbessern können – auch wenn die Zahl der Kinder an einigen NCPs dadurch geradezu explodiert ist! Wir glauben fest, dass Bildung der Schlüssel zum Ausstieg aus Armut und Abhängigkeit ist, und werden daher unsere Anstrengungen auf diesem Gebiet noch steigern.
Sehr dankbar sind wir auch für die langjährige Zusammenarbeit mit dem Rotary Club der Hauptstadt Mbabane. Über sogenannte Global Grants konnte im vergangenen Jahr ein weiteres Ambulanzfahrzeug angeschafft werden (die HIV-Testungen werden immer besser angenommen und ca. 10% der Getesteten erweisen sich durchschnittlich als positiv) und 2017 wird ein Einkommen schaffendes Projekt für mehrere hundert unserer ehrenamtlichen Betreuerinnen starten, das es ihnen erlaubt – wie das erfolgreiche Pilotprojekt an einigen NCPs gezeigt hat – auf eigenen Füßen zu stehen. Es geht um Hühnerzucht, Milchviehhaltung, Anschaffung von Nähmaschinen, Ausgabe von Saatgut und Dünger und nicht zuletzt um grundlegende Kenntnisse der Buchführung. Für die Ehrenamtlichen ist das ein Dankeschön, das ihr Leben verändert. Wir haben in diesem Zusammenhang einmal mehr gesehen, wie wichtig es ist, die Grundstruktur unseres Projektes aufrecht zu erhalten: Alles andere hängt davon ab. Ohne aktive NCPs gäbe es nicht nur die Hilfe für die Kinder nicht, sondern auch keine medizinische Versorgung oder HIV-Testungen für die Dörfer und keine Unterstützung der Ehrenamtlichen beim Aufbau einer eigenen Existenz. Auch darum waren Ihre Spenden zur Aufrechterhaltung der Arbeit so unendlich wichtig!
Es gäbe noch viel zu berichten – aber in der Adventszeit haben Sie sicher auch noch anderes zu tun, als unseren ohnehin schon langen Weihnachtsbrief zu lesen. (Wir denken aber, dass Sie gerne in bisschen detaillierter Bescheid wissen wollten.) Wir danken Ihnen sehr, sehr herzlich! Ohne Sie gäbe es dieses Projekt nicht.
Wir wünschen Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest und uns allen in dieser weltweit so beunruhigenden Zeit ein friedliches 2017!
Frohe Weihnachten!

(Abschlussfeier November 2016 an einem NCP – „Graduation“ für die Kinder, die im kommenden Jahr in die Schule kommen)